DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Too sexy for IT?

WAS SAGT UNS DAS? Das Räkelfoto von Yahoo-Chefin Marissa Mayer in der US-„Vogue“ sorgt für Empörung unter feministischem Deckmantel

Wie sexy darf sich eine Unternehmenschefin zeigen? Diese Frage stellt man sich gerade in den USA. Marissa Mayer, Google-Mitarbeiterin der ersten Stunde und derzeitige Yahoo-Chefin, wird für ihr Räkeln auf einer Chaiselongue in der September-Ausgabe der Vogue mit reichlich Kritik bedacht. Mit dem Wort räkeln ist der aufreizende Anteil des Bildes aber auch abgehakt. Das königsblaue Kleid reicht züchtig bis zu den Knien.

Die Empörung knüpft an die Anfang August geführte Diskussion über gut aussehende Ingenieurinnen im kalifornischen Silicon Valley an. Damals hielten ITler zwei Frauen für zu hübsch, um „echte“ Ingenieurinnen zu sein. Gibt’s das? Too sexy for IT?

Kaum räkelt sich Mayer ein bisschen in der Vogue, wird gefordert, sie solle sich als erfolgreiche Frau nicht auf ihr Äußeres reduzieren lassen. Eine seriösere Darstellung wird gefordert. Gar Tabubruch wird Mayer wegen der weiblichen Darstellung vorgeworfen. Too sexy for CEO?

Sexismus geht auch unter dem Deckmantel des Feminismus. Wenn mächtige Männer in vermeintlich maskulinen Posen auf Wirtschaftsmagazinen wohlwollend-arrogant lächeln dürfen, dann kann eine Frau doch ebenso gut vermeintlich weiblich in der Vogue posieren. Mayer weiß das. Im Gespräch mit dem Magazin spricht sie über ihre Designergarderobe, aber auch über Primzahlen.

ANIKA MALDACKER