„Street View“-Sammlung weiter in Kritik

INTERNET Google stoppt nach Panne WLAN-Datensammlung. Bundesdatenschützer Schaar fordert genaue Prüfung des Google-Umgangs mit personenbezogenen Informationen durch unabhängige Behörden

BERLIN dpa/taz | Nach der Sammlung persönlicher Daten aus drahtlosen Netzwerken steht das Internetunternehmen Google erneut massiv in der Kritik. Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) forderte eine lückenlose Aufklärung. Sie sagte im Radiosender MDR Info, es müsse geklärt werden, „was eigentlich wie genau gespeichert wird“. Aigner warf Google vor, sich in illegaler Weise in private Netze eingeloggt zu haben. Die dort gesammelten Daten müssten „sofort und vollumfänglich“ gelöscht werden.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar forderte „eine detaillierte Prüfung“ des Umgangs von Google mit personenbezogenen Daten durch unabhängige Behörden. Google kündigte an, das Erfassen von WLAN-Funkstationen durch seine umstrittenen Kamera-Autos für den Dienst „Street View“ zu stoppen und nicht wieder aufzunehmen.

Nach Angaben von Google wurden von offenen WLAN-Funknetzwerken auch sogenannte Nutzdaten („payload“) gespeichert, beispielsweise Fragmente von E-Mails oder Inhalte von abgerufenen Webseiten. „Das war ein Fehler, den wir zutiefst bedauern und für den wir um Entschuldigung bitten“, sagte ein Google-Sprecher.

Zuvor hatte Google lediglich eingeräumt, von WLAN-Stationen den Verschlüsselungsstatus der Geräte, eine eindeutigen Seriennummer (MAC-Adresse) und den vom Nutzer vergebenen Namen der Funkstation (SSID) gespeichert zu haben. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte: „Google hat jetzt ein Glaubwürdigkeitsproblem.“ Das Verbraucherministerium erklärte, Google müsse „die Karten auf den Tisch legen, welche Daten bei Street View erfasst, gespeichert, vernetzt und vermarktet werden“. Als „höchst ungewöhnlich“ kritisierte Schaar die Erklärung, die Panne sei versehentlich geschehen. „Der Weltmarktführer im Internetbereich hat die ganz normalen Regeln bei Entwicklung und Einsatz von Software nicht beachtet“.

Für das „unabsichtliche“ Ausspähen der Daten hatte der Google-Sprecher einen Fehler beim Aufsetzen der Scan-Software verantwortlich gemacht. Dieser Fehler sei erst aufgefallen, nachdem man sich bei Google intern mit einem Fragenkatalog des Hamburger Datenschutzbeauftragten Johannes Caspar auseinandergesetzt habe.