Tanzender Derwisch ohne Glück

GURKE DES TAGES Lukas Podolskis Auftritt gegen Serbien ist tragisch. Er verhaut sieben Torchancen

PORT ELISABETH/PRETORIA taz | Nach 9.066 Metern war der Arbeitstag für Lukas Podolski beendet. Es war ein Nachmittag, an den sich der Angreifer des 1. FC Köln noch lange mit Grausen erinnern dürfte. Sieben Mal hatte er gegen Serbien im WM-Gruppenspiel direkt aufs Tor geschossen. Er war der Mann mit den meisten Chancen auf dem Platz, doch nichts ging hinein, nicht mal ein Handelfmeter in der zweiten Halbzeit: Podolski schoss den Ball vom Elfmeterpunkt flach rechts mit Schmackes, aber der serbische Keeper Stojkovic fischte den Ball gekonnt heraus.

Podolski tanzte auf der linken Angriffsseite der Deutschen wie ein Derwisch herum, schaffte es, nach Messungen der Fifa über 30 Kilometer pro Stunde schnell zu sein und 29 Pässe im gesamten Spiel an den Mann zu bringen, aber Zählbares an Toren sprang nicht heraus. Es blieb beim 0:1, das seine Ursache in Halbzeit eins hatte: Miroslav Klose wurde ein Opfer des überaus pingeligen spanischen Schiedsrichters Undiano. Die Sturmspitze, nach dem Auftaktsieg gegen Australien noch gelobt für Einsatz und Tor, versuchte die serbischen Spieler früh zu stören. Er attackierte in der 12. Minute Ivanovic und sah Gelb. Er hakelte in der 37. Minute bei Stankovic – und sah erneut Gelb. Klose musste runter. Er quittierte es mit einem Kopfschütteln.

Diese Geste wachsender Verzweiflung vollführte auch Podolski an diesem Nachmittag in Port Elisabeth mehrfach. Je öfter er daneben zielte, desto verbissener versuchte er, weitere Schüsse anzubringen. Zweimal wurde er prima von Mesut Özil in Szene gesetzt, allein es half nichts. Kloses verfrühter Abgang und Podolskis fehlende Abgeklärtheit haben dem deutschen Team, das in Südafrika schon als kommender Weltmeister gehandelt wurde, einen Dämpfer verpasst. Tat sich das Team vorm Feldverweis schon schwer gegen kompakt stehende Serben, so war das Team in Unterzahl ideenlos. Nur Podolski schien sich stur gegen die Niederlage stemmen zu wollen. Dass ausgerechnet er den Elfmeter vermasselte, ist ein bisschen tragisch. MARKUS VÖLKER