„Die WM hat Afrika vereint, aber jetzt ist sie vorbei. Raus!“

SÜDAFRIKA Ausländerfeindliche Angriffe auf Simbabwer nehmen zu. Ein Opfer berichtet

AUS JOHANNESBURG SAVIOUS KWINIKA

Brian Kajengo kämpft um sein Leben. Der simbabwische Journalist bei der südafrikanischen Zeitung Daily Sun wurde am Sonntag halbtot geschlagen und kam ins Krankenhaus von Mapulaneng. Er ist Opfer der zunehmenden Gewalt gegen afrikanische Ausländer in Südafrika, die nach dem Ende der WM die gute Stimmung im Land zunichte zu machen droht.

„Eine Gruppe von fünf jungen Leuten kam auf mich zu“, erzählt Kajengo. „Ohne etwas zu sagen, schlugen sie mit Holzscheiten auf mich ein. Sie sagten, ich solle gehen. Die WM habe Afrika einen Monat lang vereint, aber sie sei nun vorbei.“ Der Vorfall ereignete sich in Bushbuckridge in der Provinz Mpumalanga an der Grenze zu Mosambik. Einwanderer aus Simbabwe, Mosambik und Swasiland stellen hier die Mehrheit. „Ich kannte den Führer der Angreifer“, sagt Kajengo. „Er heißt David Monareng. Er warnte mich, ich dürfe nicht zur Polizei gehen. Ich solle Mugabe Bescheid sagen.“

Mehrfach sind in Mpumalanga Aufrufe kursiert, die Ausländer sollten sich von „unseren Jobs“ und „unseren Frauen“ fernhalten. Gemeinderat Noel Dibakwane berief am Montag einen 12-köpfigen Ältestenrat ein, um die jungen Angreifer vom Sonntag zur Rede zu stellen. „Wir müssen unseren Leuten sagen, dass die Ausländer unsere Brüder sind und dass man sie in Ruhe lassen soll“, so Dibakwane.

Aufrufe, dass nach der WM die Ausländer aus Südafrika vertrieben werden sollen, kursieren bereits seit Wochen. Über 500 Simbabwer haben gezielte Drohungen erhalten und über 80 wurden vertrieben, erklärten gestern Exilvertreter vor Journalisten. Die MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) des simbabwischen Premierministers und einstigen Oppositionsführers Morgan Tsvangirai hat Drohungen gegen 207 ihrer Mitglieder in Südafrika gezählt. Der MDC-Vertreter in Südafrika, William Mabona, rief Südafrikas Regierung zur Legalisierung aller simbabwischen Flüchtlinge auf, damit diese nicht länger als illegale, billige Arbeitskräfte missbraucht und von ungebildeten Südafrikanern als Konkurrenz empfunden werden.

Methodistenbischof Paul Verryn, dessen Kirche zahlreiche Flüchtlinge aus Simbabwe aufgenommen hat, rief zu politischem Handeln auf. „Erst gestern (Montag) Abend wurde ein Südafrikaner, der für einen Ausländer gehalten wurde, angegriffen und dann an der methodistischen Kirche abgelegt“, so der Bischof. „Ausländerfeindlichkeit wird sich nicht nur gegen Ausländer richten. Sie wird auch Einheimische treffen.“