Eine Zeitung, keine Bar

FRANKREICH Bei der „Libération“ streiten sich Eigentümer und Redakteure. Jetzt geht der Direktor von Bord

Die Krise bei der linken französischen Zeitung Libération spitzt sich zu: Direktor Nicolas Demorand gab am Donnerstag in Paris seinen Rücktritt bekannt. Er wolle damit die „Blockade“ in der Auseinandersetzung zwischen Aktionären und Redaktion auflösen, sagte er der Online-Ausgabe der Le Monde.

Die Haupteigentümer hatten vergangenen Freitag angekündigt, dass die Libération zu einem „sozialen Netzwerk“ mit multimedialen Bezahlinhalten umgebaut und der Hauptsitz im Zentrum von Paris zu einem Kultur- und Begegnungsort mit Café, Restaurant und Räumen für Start-ups umgebaut werden solle. Die Redaktion soll an den Stadtrand ziehen.

Geschlossen wandten sich die Vertreter der 290 Angestellten dagegen. Am vergangenen Wochenende prangte in Großbuchstaben auf der Titelseite: „Wir sind eine Zeitung, kein Restaurant, kein soziales Netzwerk, kein Kulturzentrum, kein TV-Studio, keine Bar …“ Manche Journalisten drohen gar mit Recherchen gegen den Geschäftsmann Bruno Ledoux, der 26 Prozent der Zeitung hält.

Die Auflage der Libération fiel im November unter 100.000 Exemplare, der schlechteste Wert seit 15 Jahren. Allein im vergangenen Jahr lag der Verlust bei über einer Million Euro. (afp)

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