Eine lebenslange Bindung

DOKUMENTATION „Wenn der Vater mit dem Sohne“ zeigt Familien, die sich nicht voneinander abnabeln können

Sie gehört zu den schwierigsten Fragen des Erwachsenwerdens: Wo möchte ich später arbeiten? Da, wo Mutter beziehungsweise Vater es auch tut? Der Dokumentarfilmer Florian Aigner nähert sich für die Reihe „37 Grad“ in „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (22.15 Uhr, ZDF) drei Familienbetrieben und deren Symbiosen aus Mutter und Tochter beziehungsweise Vater und Sohn.

Ricarda Prüfer ist Zahnärztin aus Leidenschaft – sagt sie. So ganz kauft man ihr das nicht ab, wenn sie davon erzählt, wie gern sie als Kind gezeichnet hat und Grafikerin werden wollte. Natürlich hat Mutter Rita Prüfer sie bei der Berufsfindung wortkräftig unterstützt: „Ich habe gesagt: Es gibt Menschen, die sind hochbegabt und sind trotzdem arbeitslos – auch als Grafiker.“ Und zwei Sätze später: „Wir sind seit 1926 eine der ältesten Berliner Zahnärztedynastien. Und da wäre es natürlich schade, wenn die Ricarda Künstlerin geworden wäre.“

Parallel zur Zahnarztfamilie versucht sich Kenny Mistelbauer als Fernsehmoderator, verdient sein Geld aber in der väterlichen Schuhmacherei. Daneben zeigt Regisseur Aigner einen Anwalt. Der arbeitet mit seinem Vater und Vollblutjuristen in einer Kanzlei und geht nur nebenbei seiner eigentlichen Berufung nach: Fußballtrainer bei Hertha BSC.

Aigner lässt den Charakteren viel Raum, sich zu erklären. Die jüngere Generation kommt dabei zwar etwas zu kurz. Das liegt aber weniger am Filmemacher, als an den vergleichsweise dominanten Eltern, die ihren erwachsenen Nachwuchs gern unterbrechen. Da fällt dann auch mal ein: „Ist ja gut. Jetzt hör mal auf mit Hertha!“ Das ist dann auch für diejenigen Zuschauer amüsant, die sich erfolgreich von ihren Eltern abgenabelt haben und erleichtert auf ihre überstandene Jugend zurückblicken.

JÖRG ZEIPELT