Hort der Blindgänger

Nirgendwo in Deutschland liegt so viel nicht detonierte Munition im Boden versteckt wie in Brandenburg

Sie werden zufällig bei Bauarbeiten im Erdreich entdeckt oder von kleinen Kindern beim Spielen aufgespürt: Jahrzehnte alte Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg. Es sind so genannte Blindgänger, die nach ihrem Abwurf nicht detonierten. In Deutschland liegen die meisten von ihnen nach Angaben des zuständigen Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KMBD) in brandenburgischem Boden. Insgesamt rund 400.000 Hektar gelten als belastet.

„Im Durchschnitt werden jährlich etwa 660 Tonnen Kriegsmunition geborgen und vernichtet“, sagt Ralph Leidenheimer, Direktor des Brandenburger Zentraldienstes der Polizei, zu dem der KMBD mit Sitz in Wünsdorf (Teltow-Fläming) gehört. Fast 10.000 Tonnen „gefährlicher Kriegshinterlassenschaften“ seien seit 1991 in Brandenburg unschädlich gemacht worden. Am häufigsten würden deutsche und russische Munition sowie Bomben aus den Luftangriffen der Alliierten während des Zweiten Weltkrieges gefunden.

„Besonders belastet sind die Regionen der Hauptkampflinien des Zweiten Weltkrieges entlang der Oder, die Seelower Höhen, der ehemalige Kessel von Halbe und die gesamte Umgebung von Berlin.“ Hinzu kämen Städte wie Brandenburg/Havel, Potsdam oder Cottbus.

In Brandenburg wird systematisch nach diesen Kriegshinterlassenschaften gesucht. Die Mitarbeiter des KMBD recherchieren mit Hilfe von Kriegsluftbildern oder Karten und moderner Auswertungstechnik nach Verdachtspunkten. Vor Ort überprüfen sie mit einer Sonde, die durch ein Loch in den Boden gelassen wird, ob es sich um einen metallischen Körper handelt. Nicht immer allerdings stoßen sie dabei auf Bomben: Vor kurzem entpuppte sich in Oranienburg ein verdächtiger Gegenstand als eine Ansammlung harmloser Stahlteile. dpa