Oh-ne Holland / hättet ihr kein Team!

Der HSV bedient sich beim Spielereinkauf am liebsten in den Niederlanden. Dort gibt es talentierte Spieler zu vernünftigen Preisen. Nachdem Ajax Amsterdam die Champions League verpasst hat, könnten noch mehr kommen

In dieser Woche müssen sich Thomas Doll und Dietmar Beiersdorfer wie Hans im Glück gefühlt haben: Nur einen Tag nachdem der HSV durch das 1:1 gegen Osasuna die Champions League erreicht hatte, scheiterte Ajax Amsterdam in derselben Qualifikationsrunde überraschend am FC Kopenhagen.

Besser hätte es für das Duo, das sich in dieser Woche mit geschätzten 20 Millionen Euro auf Shoppingtour begeben hat, nicht laufen können. Denn nun könnte ein Gutteil des Ajax-Personals kurzfristig auf den Markt kommen. Und der Klub aus Amsterdam war schon vorher zu einer Art Selbstbedienungs-Laden der HSV-Macher geworden.

Beiersdorfer und Doll sind in den vergangen Monaten zu leidenschaftlichen Sammlern holländischer Qualitätskicker geworden. Rafael van der Vaart und Nigel De Jong landeten 2005 in Beiersdorfers Einkaufskorb. Seitdem geht der suchende Blick fast nur noch über die Grenze in die niederländische Ehrendivision. So war es wenig verwunderlich, dass unmittelbar nach Erreichen der Champions League mit Ryan Babel, Johnny Heitinga und Urby Emanuelson gleich drei Spieler des holländischen Traditionsklubs auf Beiersdorfers Wunschliste standen.

Gründe für diesen Trend sind das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Qualität der Spieler. Die van der Vaarts und De Jongs sind aufgrund ihrer Ausbildung in der weltweit einzigartigen Talentschmiede des Vereins, der Ajax-Schule, taktisch hervorragend geschult. Im Normalfall debütieren sie in der ersten Mannschaft von Ajax schon im Teenager-Alter und verfügen mit Anfang zwanzig bereits über internationale Erfahrung. Der HSV hat sich Holländer zu Dumpingpreisen gesichert, die talentiert, technisch versiert und trotz ihres Alters schon gestandene Nationalspieler sind. Mit Joris Mathijsen landete am Donnerstag bereits der nächste Holländer in der AOL-Arena. Der kommt zwar nur vom kleinen Ajax-Nachbarn AZ Alkmaar, war aber immerhin Stammspieler in Van Bastens WM-Mannschaft. Dass er noch in dieser Woche weitere Gesellschaft aus Amsterdam bekommt, ist nicht unwahrscheinlich. Lucas Vogelsang