„Kein Respekt“

Yilmaz Memisoglu, Vorsitzender der Ausländerbeiräte Hessen, findet das Integrationsprojekt lächerlich

taz: Herr Memisoglu, sind die Dietzenbacher Pläne erste Schritte für die Integration von Kindern?

Yilmaz Memisoglu: Das ist ein Rückschritt. Die Forderung, nur Deutsch in den Kindergärten zu sprechen, widerspricht dem kindlichen Verhalten. Kinder müssen spielerisch an eine Sprache herangeführt werden.

Hier aber geht es um Zwang.

Dietzenbachs CDU-Fraktionschef Helmut Butterweck, der das Projekt entscheidend vorangetrieben hat, betont aber, dass es keine Zwangsmaßnahmen seien. Er will das „Verständnis unseres nationalen Selbstverständnisses“ fördern.

Dieses Denken erinnert an die Praxis autoritärer Regime. Kinder haben kein Nationalgefühl und das sollen sie auch nicht. Kinder müssen die Wahl haben. Nur so gelingt Integration.

Aber hilft nicht gerade die Sprache den Kindern, sich im Irrgarten der Integration zurechtzufinden?

Grundlage für eine gelungene Integration ist nicht nur die deutsche Sprache. Grundlage ist vor allem Respekt, der einem Menschen entgegengebracht wird. Dieser fehlt in Dietzenbach.

Butterweck hat angekündigt, dass die jetzt beschlossenen Maßnahmen nicht das Ende der Integrationsbemühungen in den Kindergärten seien.

Butterweck ist sich für keine Lächerlichkeit zu schade, um neue Gesetze durchzuboxen.

INTERVIEW: CIGDEM AKYOL