Das Opfer seines Unterleibs

ITALIEN Silvio Berlusconi muss wegen einer Sex-Affäre vor Gericht. Die Vorwürfe: Nötigung und Umgang mit minderjährigen Prostituierten

ROM taz/dpa | Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi muss sich wegen der Sexaffäre um eine 17-jährige Prostituierte in einem Schnellverfahren vor Gericht verantworten. Die Anklagepunkte lauten auf Nötigung im Amt und Umgang mit minderjährigen Prostituierten. Das entschied die Ermittlungsrichterin gestern auf Antrag der Staatsanwälte. Der Prozess soll am 6. April in Mailand beginnen.

Obwohl in der Vergangenheit diverse Prozesse gegen Berlusconi angestrengt wurden, ist er bislang noch nie verurteilt worden. Im Falle einer Verurteilung im nun anstehenden Prozess drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.

Nötigung wird dem 74-jährigen Medienmogul vorgeworfen, weil er im Mai des vergangenen Jahres die damals 17-jährige Marokkanerin „Ruby“ alias Karima El Mahroug persönlich vor dem Gefängnis bewahrt haben soll. Berlusconi hatte dies selbst eingeräumt, den Vorwurf der Nötigung jedoch zurückgewiesen. Vielmehr habe er so handeln müssen, um einen „diplomatischen Zwischenfall“ zu vermeiden – in der Annahme, bei Ruby handele es sich um die Nichte des damaligen ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak. Seine Anwälte wollen Beweise dafür haben, dass Berlusconi dies glauben musste. Die Opposition fordert seinen Rücktritt. Er solle damit dem Land einen Regierungschef vor Gericht ersparen.

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