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: Ist Kloppo reif für ein Bayern-Tattoo?

Im 05er-Fanclub in Berlin wird spekuliert, ob Jürgen Klopp Ottmar Hitzfeld auf den Bayern-Thron folgen könnte

Jeder dahergelaufene Fußballverein hat in Berlin seinen Fanclub und in der Regel auch eine Stammkneipe, in der die Spiele des Lieblingsteams gezeigt werden. Kein Wunder. Denn wieso sollte es Zugezogenen anders ergehen als Berlinern, die sich oftmals selbst nicht für das Spiel ihrer Heimmannschaft Hertha begeistern können?

Im Reigen der Exil-Fanclubs fehlte bis vor kurzem lediglich ein Verein: Mainz 05. Ausgerechnet, das Lieblingskellerkind der Liga hatte lange keine organisierten Unterstützer aus der Hauptstadt. Und wer als Mainz-Anhänger statt der Bundesligakonferenz das Spiel der eigenen Mannschaft sehen wollte, musste sich bisher entweder in Kneipen wagen, in denen sich die Fans des Gegners trafen, Premiere bzw. Arena abonnieren oder Radio hören. Doch damit ist Schluss. Denn jetzt gibt es gleich zwei Mainzer Fanclubs in Berlin. Der eine heißt „Wildes Gebilde Kreuzberg 05“ und besteht aus einer Hand voll freundlicher Punks, die in den eigenen Wohnungen gemeinsam die Spiele verfolgen. So landet man schon mal in einem fremden Wohnschlafzimmer, in dem das wilde Gebilde aus vollen Aschenbechern und Hustensaft besteht. Und der erklärte Mainz-Fan eine Werder-Bremen-Tätowierung auf dem Unterarm trägt. „Ei, isch find Bremen halt ach guud“, erklärt er. Niedlich, aber inkonsequent.

Der Konkurrenz-Fanclub nennt sich „Bruchweg Sehnsucht“ und hat eine Kneipe in Schöneberg gekapert, die in einem Hinterraum die Mainz-Spiele zeigt. Am Wochenende hatten hier zwölf Anhänger beim schnöden 0:0 der 05er gegen Frankfurt leider nicht viel zu bejubeln. Dafür gab es ordentlich Gesprächsstoff: Was, wenn Jürgen Klopp zu den Bayern geht? Würde er das überhaupt machen? Auslöser der Diskussion war ein Kommentar auf SZ-Online mit dem Titel „Kloppo muss her“ – als Nachfolger von Magath-Nachfolger Hitzfeld. Die Münchner bräuchten einen Motivator – und so einer sei nun mal der Coach aus Rheinhessen. Bemerkenswert, dass ein Trainer, der mit seiner Elf schon fast die ganze Saison auf einem Abstiegsplatz klebt, immer wieder solche Vorschusslorbeeren erhält. Nach der WM hatte ja auch Michael Ballack ihn als möglichen Klinsmann-Nachfolger ins Gespräch gebracht.

Ob es also reicht für Ruhm und Ehre und den FCB, wenn man im Fernsehen als Fußballexperte fröhlich interpretieren und expressionistische Zeichnungen kritzeln kann? Unterdessen jedoch mit seinem Team und einem Fuß in der zweiten Liga steht? „Kloppo is ’ne Mediensau, der macht das“, lautet die Einschätzung eines Berliner Mainz-Fans. „Quatsch“, sagt der andere. „Der bleibt in Meenz, und nächstes Jahr werden wir Meister.“ Genau. Kann sich ja ein Bayern-Tattoo stechen lassen, wenn er die auch gut findet. JUTTA HEESS