gottschalk sagt
: Wie es die Kölner machen

Der Straßenkarneval, der hier nächste Woche losgeht, zieht ja viele Touristen aus ganz Deutschland an, auch aus dem Rest unseres schönen Bundeslandes. Wir Kölner werden von den Fastelovends-Greenhörnern von außerhalb ja gerne gefragt, wo der Kölner Karneval denn am schönsten sei. Wenn Sie mich fragen: In Hannover.

Ich bin etwas genervt, denn leider kann ich in diesem Jahr nicht einfach verreisen, aus beruflichen Gründen. Oh ja, da höre ich schon den Chor der empörten Bergleute: „Undankbarer Schnösel! Andere Leute wären froh, wenn sie mal wieder berufliche Gründe hätten! Für unseren Beruf gibt es zum Beispiel gar keine Gründe mehr, aber wir finden ihn trotzdem cool!“

Ich habe mir ja überlegt, beim Arzt eine Coulrophobie, Angst vor Clowns, zu simulieren. Mit dieser grundsympathischen Angststörung könnte ich während der tollen Tage keinesfalls vor die Tür gehen. Ich würde eine Familienpackung Valium geschenkt bekommen und hätte frei. Aber ich will nicht lügen, in Wirklichkeit habe ich Angst vor Sambagruppen, was die Fachwelt auch Lustigesozialarbeiterphobie nennt.

Sollten Sie da draußen im Lande nun ernsthaft mit dem Gedanken spielen, zum Karneval nach Köln zu kommen, möchte ich Ihnen wenigstens ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Reisen Sie unbedingt mit der Deutschen Bahn an. Bitte tragen Sie dafür Sorge, dass Sie am Kölner Hauptbahnhof bereits ordentlich einen im Kahn haben. Kleiner Feigling, Bommerlunder oder Jägermeister sind ideale Getränke, um in die richtige Stimmung zu kommen. Wenn Sie sich übergeben müssen, machen Sie es wie die Einheimischen: Benutzen Sie dafür die Züge der KVB.

Zwar verfügt Köln über einen reichen Schatz an traditionellen Karnevalsliedern, es reicht aber völlig aus, wenn Sie „Viva Colonia“ können. Es kursieren mehrere Versionen, bitte halten Sie sich an den Originaltext der Höhner: „Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust. Un wenn mer nix zu poppe han, dann fahr‘n mer in der Puff“. Dieser befindet sich in der Hornstraße, ca. 8 Minuten Fußweg von der S-Bahn-Station Köln-Nippes entfernt.

Was mich zu der heiklen Frage führt, ob es an Karneval in Köln wirklich so leicht ist, einen Sexualpartner zu finden. Ich würde sagen, ja. Leichter als eine Sexualpartnerin jedenfalls.CHRISTIAN GOTTSCHALK

Fotohinweis: CHRISTIAN GOTTSCHALK lebt in Köln und sagt die Wahrheit – alle zwei Wochen in der taz