HAMBURGER SZENE VON MAGDA SCHNEIDER
: Ein bisschen heile Welt

Die Einkaufenden stutzen: Bei strahlendem Sonnenschein stehen am späten Vormittag eine Handvoll Anzugträger, knapp zwei Dutzend legerer Gekleidete und ein ganzer Schwung Leute mit Gewerkschaftsfahnen auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz. An Stehtischen, Catering-Zelte im Rücken, nippen sie an Sekt oder Orangensaft und halten Small-Talk – als wäre die Welt in Ordnung.

Doch das ist sie offenbar gerade nicht: „Auf den ersten Blick ist das alles irritierend“, hat eben noch Ver.di-Chef Frank Bsirske gesagt: Es sei schon „paradox“, dass er heute die Medaille „Fairer Handel“ an zehn Manager verleihe, die man als Ver.di-Funktionär sonst nur bei Arbeitskämpfen zu Gesicht bekomme, „weil sie Dinge tun, die selbstverständlich sind“. Doch eben im Einzelhandel sei das eben nicht mehr so selbstverständlich.

Mit Genugtuung nehmen die zehn Ausgezeichneten – neun Manager, eine Managerin – den Preis für die Einhaltung tariflicher Mindeststandards entgegen. Dabei lassen einige durchblicken, zuvor ein komisches Gefühl gehabt zu haben: „Ich dachte, ich soll vorgeführt werden und die goldene Himbeere bekommen“, sagt ein Real-Manager. „Man kann gute Geschäfte“, so einer aus der Karstadt-Spitze, „nur gemeinsam mit den Beschäftigten manchen.“