Zu wenig Protestler

ANTI-ATOM Eine angekündigte Blockade des Atomforums scheitert

„Wenigstens mussten die Atomschergen unsere Wut anhören“

BÜNDNISSPRECHER LUCA KÖPPEN

Großes hatten sie vor. Von 1.000 Demonstranten war die Rede. Von Blockieren und Verhindern der Atomlobby. Am Dienstag fällt das Bild nüchterner aus: Nicht einmal ein Drittel der erwarteten Protestler findet sich vor dem Congress Center am Alexanderplatz ein, um den Start der dreitägigen Jahrestagung des Deutschen Atomforums zu blockieren. Zu wenige.

Das Bündnis „Atomforum blockieren“ hatte zu der Blockade aufgerufen. Dahinter verbergen sich vor allem autonome Aktivisten um die Berliner Anti Atom Vollversammlung. Ein breiteres Bündnis für die Störaktion aber fehlte. Gruppen wie Anti Atom Berlin, AtomConcern oder Naturfreunde hatten nur ein „Widerstands-Camp“ unterstützt, das seit Sonntag auf dem Alexanderplatz gegen das Atomforum protestiert.

Auf die wenigen Blockierer am Dienstag ist die Polizei gut vorbereitet. Großräumig hat sie das Congress Center abgesperrt. Die Protestgruppen werden geschickt voneinander isoliert. Bis auf ein kleines Häufchen schafft es keiner in die Nähe des Eingangs. „Gestern war noch Super-GAU, heute ist Krawattenschau“, wird skandiert. Ein paar Lobbyisten und Wissenschaftler die sich der Pforte nähern, werden mit „Atomschweine“-Rufen empfangen. Die Anzugträger quittieren das mit einem Lächeln.

Kurz darauf versuchen einige Demonstranten die Absperrgitter zu überwinden, um dem verbalen Protest physischen folgen zu lassen. Auch sie scheitern an der Polizei. Ebenso wie ein Dutzend Protestler, die sich 50 Meter weiter auf eine Straßenkreuzung setzen. Mühelos zerrt ein Polizist eine junge Frau weg. Ein anderer hat Schwierigkeiten mit einem Mann, woraufhin er ihm die behandschuhte Hand auf Mund und Nase legt. Der Demonstrant windet sich. Kaum eine Minute später sind er und seine Kumpanen auf den Grünstreifen gezerrt. Der Verkehr fließt jetzt wieder.

Auf dem Alexanderplatz wird die gescheiterte Blockade dann zumindest symbolisch vollzogen: Frauen und Männer in Maleranzügen rühren Mörtel an. Begleitet von „Abschalten“-Rufen mauern sie ein kleines AKW ein. Zwar seien weniger Blockierer gekommen als erwartet, räumt Bündnissprecher Luca Köppen ein. „Aber wenigstens mussten die Atomschergen unsere Wut anhören.“

Auch Eva Ricarda-Maier von AtomConcern macht sich Mut: Auch wenn die Blockadeaktionen nicht wie geplant verlaufen seien – „wir werden bis zum Schluss gegen das Atomforum demonstrieren“. Bis Donnerstag, dem Ende des Atomforums, wollen die Atomkraftgegner in Zelten und Pavillons auf dem Alexanderplatz ausharren – bei Konzerten, „Vokü“, Diskussionsveranstaltungen und DJs. Ehrengast am Dienstagabend: Dr. Motte. LUKAS ONDREKA