Renaissance des Afro-Beat

Kolumbiens Musikszene erfindet sich gerade neu. Die lange ignorierten schwarzen Roots werden zutage gefördert und neu interpretiert – von Bands wie Papaya Republik und La Makina del Caribe

Die Basis für den Sound von La Makina del Caribe bildet die Champeta, ein scheppernder Sound von der Karibikküste

VON KNUT HENKEL

Das „Boogaloop“ in der 58. Straße von Bogotá ist für Fabián Morales so etwas wie das zweite Wohnzimmer. „Hier bin ich mit La Makina del Caribe schon aufgetreten und auch zum Ausgehen ist der Club eine gute Adresse“. Gute DJs wie Lucas Silva von Palenque Records stehen hier genauso am Pult wie Richard Blair, der Mixer von Sidestepper, zwei Ikonen der schwarzen Musikszene Bogotás. Ein triftiger Grund, weshalb der Club im Zentrum Bogotás sich zur Kontaktbörse der Musikszene gemausert hat.

Der afrokolumbianischen Musikszene muss man sagen, denn die dominiert derzeit den Underground in Bogotá. Bands wie La Makina del Caribe, deren Mitglieder aus allen Ecken Kolumbiens kommen und die den Sound von der Küste mit dem der Hochebene von Bogotá und anderer Regionen fusionieren, werden endlich wahrgenommen. „Seit dem Erfolg von Bands wie ChocQuibTown, die im letzten Jahr einen Grammy gewonnen haben, gibt es auch mehr Aufmerksamkeit für andere Bands und Genres“, erklärt Fabián Morales. Er ist gemeinsam mit Bandleader Ricardo Arnedo für die ungewöhnliche Bühnenshow bei La Makina del Caribe verantwortlich.

Die Musik entsteht hingegen in einem kollektiven Prozess und da jedes der sieben Bandmitglieder aus einer anderen Region des Landes kommt, klingt jedes Stück anders, so Fabián. Die Basis bildet allerdings die Champeta, ein scheppernder Sound von der Karibikküste. Den hat die Makina mit schrillen Elektrogitarren, karibischen wie kongolesischen Einflüssen kombiniert und in Bogotá, wo die Band mittlerweile zu Hause ist, urbanisiert. Damit kommt das Septet in der Millionenmetropole immer besser an.

Gleiches gilt für die Kumpels von Papaya Republik. Die kommen ursprünglich allerdings aus einem ganz anderen Lager. Mit beinhartem Rock hat Bandleader Mauricio Batori Pardo seine ersten musikalischen Gehversuche gemacht. Die sind allerdings schon etwas her und mittlerweile stehen funkige Beats, Electro und satte Bässe im Vordergrund. Die werden dann mit den Beats aus Bogotá vermengt, hier ein wenig Cumbia, dort ein paar Beats von der Pazifikküste oder auch mal eine schwermütige Ballade. Papaya Republik sind vielfältig und lassen einen treibenden Sound entstehen, der schwer in die Beine geht und nicht nur in Bogotá sein Publikum findet. Mit dem düsteren „Cumbia del Pescaito“ und dem pushenden „Löa Flaquita“ hatte die Band in England auf dem Glastonbury Festival schon Erfolg. Auch die Resonanz auf der Fusion war nicht schlecht und auf den Festivals will die Band ihre Visitenkarte hinterlassen, um sich beim nächsten Mal auch in den Clubs zu wagen.

Für Papaya Republik ist die Tour genauso wie für La Makina del Caribe die Europa-Premiere und beim Booking sind sie noch auf den Rat und die Tipps von guten Freunden wie Tio Chango angewiesen. Den Berliner DJ haben Fabián und die Makina in Bogotá kennengelernt und ein Stück zu seiner Colombia-Compilation „Afritanga“ beigesteuert. Zur Record-Release Party standen sie dann im „Boogaloop“ auf der Bühne und nun hat Tio Chango in Europa Kontakte geknüpft, um den Freunden aus Bogotá unter die Arme zu greifen. Ob sie das noch lange nötig haben, steht zu Bezweifeln.

■ Fr, 8. 7., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36