Noch immer unerschrocken

Ihrer Stimme hört man das Alter an, 74 Jahre ist Margrit Herbst, und am Telefon sagt sie, dass sie nicht mehr gut höre. Aber sie ist unverzagt: „Der Kampf geht weiter.“ Auch nachdem der Kreistag von Bad Segeberg vergangene Woche beschlossen hat, die Tierärztin, die 1994 mit ihrer Warnung vor BSE an die Öffentlichkeit ging, nicht zu rehabilitieren.

Ihre Kündigung als Fleischhygienetierärztin im Schlachthof sei berechtigt gewesen, befanden die Politiker von CDU und SPD. Nur Grüne und Linke sprachen sich für eine Entschädigung von Margrit Herbst aus. Die hat zwar 2001 den Whistleblower-Preis erhalten – aber lebt von 1.300 Euro, denn ihr fehlen zehn Arbeitsjahre, weil sie nach der Entlassung lange arbeitslos war und schließlich frühverrentet wurde.

„Ich habe geahnt, dass sie stur bleiben“, sagt Margrit Herbst über die Politiker in Bad Segeberg, aber wenn man sie fragt, was sie über deren Begründungen denkt, wird sie sehr ungehalten. Ein CDU-Mann hatte erklärt, sie habe einen „Schwelbrand gemeldet und dann aber den Brandort verlassen“. Außerdem hätte sie sich an ihren Vorgesetzten und nicht an die Öffentlichkeit wenden sollen.

„Eine Unverschämtheit“, sagt Margrit Herbst dazu. Der Landrat habe ihr Unterstützung bei der Abklärung von BSE-Verdachtsfällen zugesagt – und sie dann strafversetzt und gezwungen, ohne Schutzmaßnahmen verdächtige Rinder zu untersuchen.

Ob sie im Wissen um die Folgen wieder an die Öffentlichkeit gehen würde? Sie zögert nicht mit der Antwort. „Auf jeden Fall“, sagt sie. „Ich leiste doch nicht wissentlich Beihilfe zur Tötung.“

Inzwischen hat sie ein „Team von Unterstützern“, darunter einen Bundesverwaltungsrichter, einen Professor für Medienwissenschaft und Patrick Breyer, einen Abgeordneten der Piratenpartei. Der wird nach der Niederlage im Kreistag eine Idee haben, wie es weitergehen kann, da ist sie sicher. Und sagt noch, dass es nicht nur um ihre Rente gehe. Sondern gegen die Kungelei von Veterinären mit der Fleisch- und Pharmaindustrie.  GRÄ