WILLIAM TOTOK ÜBER DEN WAHLAUSGANG IN RUMÄNIEN
: Klatsche für korrupte Elite

Rumänien hat einen deutschstämmigen Präsidenten: Klaus Johannis. Der Bürgermeister von Sibiu/Hermannstadt und Kandidat der Christlich-Liberalen Allianz (ACL) hat einen sensationellen Sieg errungen. Der Schock über das Ergebnis stand seinem sozialdemokratischen Rivalen Victor Ponta ins Gesicht geschrieben, als er seine Niederlage einräumen musste.

Die überraschende Kür eines Deutschstämmigen in der Stichwahl haben diejenigen herbeigeführt, die vor zwei Wochen der Wahl ferngeblieben waren und mit deren Präsenz auch die Demoskopen nicht gerechnet hatten. Die nationalistische Schmutzkampagne gegen Johannis, an der sich die Unterstützer Pontas – neureiche Raubtierkapitalisten, zwielichtige Oligarchen und deren Vasallen aus den korrupten Medien sowie die Ewiggestrigen des alten Machtapparats aus der Vorwendezeit – beteiligt hatten, erwies sich als Bumerang.

Der Sieg von Johannis spiegelt im Grunde den Wunsch all jener wider, die eine tatkräftige Umsetzung der Wahlversprechungen erwarten: Bekämpfung der Korruption und die Verwandlung Rumäniens in ein wirtschaftlich effizientes und modernes Land.

Für Johannis beginnen jetzt die Mühen der Ebene. Ob er den Tücken eines korrupten Systems gewachsen ist, ob er tatsächlich ein „Rumänien der gut gemachten Arbeit“ – wie sein Wahlslogan lautete – schaffen kann, wird sich in den nächsten fünf Jahren zeigen

Der Sieg eines Angehörigen einer ethnischen Minderheit hat auch einen symbolischen Wert: Rumänien hat sich als weltoffener und toleranter erwiesen als sein in völkische Befangenheit abgedriftetes Nachbarland Ungarn. Es ist auf dem besten Wege, nationalistische Vorurteile und Stereotypen in die Mottenkiste der Geschichte zu verbannen.

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