Haderthauer-Affäre gewinnt an Fahrt

GESCHÄFTE Wegen ihres Modellautogeschäfts musste Christine Haderthauer zurücktreten. Doch nun wird ihr nicht nur Betrug, sondern auch noch Steuerhinterziehung zur Last gelegt

Schecks, auf die die Fahnder bei ihren Ermittlungen stießen, werfen Fragen auf

AUS MÜNCHEN LAURA MESCHEDE

Psychisch kranke Straftäter bauen für weniger als 2 Euro Stundenlohn Modellautos. Drei findige Geschäftsleute verkaufen diese Autos für viele tausend Euro weiter. Wie nennt man das? Genau: von Idealismus getragenes Engagement. Finanzieller Art, versteht sich.

So zumindest nannte es Christine Haderthauer (CSU) im August dieses Jahres. Damals war Haderthauer noch bayerische Staatskanzleichefin und bezüglich der Modellautos in Erklärungszwang: Die Staatsanwaltschaft München hatte soeben offizielle Betrugsermittlungen gegen sie eingeleitet. Weil Haderthauer, als sie noch Gesellschafterin jener Firma war, die ebendiese Modellautos von den Straftätern an den Sammler brachte, einen Geschäftspartner geprellt haben soll. Im September musste sie deswegen als Staatskanzleiministerin zurücktreten.

Jetzt, vier Monate später, hat die Staatsanwaltschaft München II ihre Ermittlungen ausgeweitet: Es geht nun auch um den Verdacht auf Steuerhinterziehung. Das berichtete die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag.

In den Jahren 2005, 2006 und 2008 soll die CSU-Politikerin demnach knapp 55.000 Euro an Steuern hinterzogen haben. Damit erreicht die sogenannte „Modellauto-Affäre“ eine neue Dimension.

Christine Haderthauer war Mitte der 90er Jahre zusammen mit ihrem Mann Hubert als Gesellschafterin in die Firma „Sapor Modelltechnik“ eingestiegen. „Sapor Modelltechnik“ verkaufte Luxus-Modellautos, die Straftäter in der Psychiatrie hergestellt hatten, an Liebhaber. Hauptkonstrukteur war dabei Robert S., ein verurteilter Dreifachmörder, den Haderthauers Mann als Arzt im Maßregelvollzug kennengelernt hatte. Ein gewinnbringendes Geschäftskonzept, könnte man meinen. Doch angeblich warf die Firma keine besonders hohen Gewinne ab. 2008 stiegen die Haderthauers dann endgültig aus der Firma aus. 2011 wurden ihrem ehemaligen Mitgesellschafter, Roger Ponton, in einer Abfindungvereinbarung 20.000Euro zugesprochen.

Und damit nahm der Skandal seinen Lauf: Denn Roger Ponton fühlte sich geprellt. Er vermutete, die Firma habe weit höhere Einnahmen gemacht, als angegeben. Damit hätten die Haderthauers ihn um mehrere zehntausend Euro geprellt. Roger Ponton erstattete Strafanzeige.

Das war im August. Kurz darauf kam Haderthauers Rücktritt. Und nun der Vorwurf der Steuerhinterziehung: Denn verschiedenste Schecks, auf die die Fahnder bei ihren Ermittlungen stießen, werfen Fragen auf. So sollen 2005 knapp 17.000 Euro auf dem Konto der Haderthauers eingegangen sein – Geld, von dem in den Geschäftsunterlagen offenbar keine Rede ist. 2006 dann 10.000 Euro, von denen in den Geschäftsunterlagen ebenfalls jede Spur fehlt. Und 2009 sollen insgesamt knapp 40.000 Euro fragwürdiger Herkunft erschienen sein – auf dem Konto von Christine Haderthauers Mutter. Das Geld soll dann in zwei Tranchen an Konten der Haderthauers weitergeleitet worden sein.

Zudem vermuten die Ermittler Medienberichten zufolge, dass Haderthauer Kosten für ihre politische Arbeit als Ausgaben der Autofirma deklariert habe, um die Firma arm zu rechnen.

Mit den Vorwürfen beschäftigt sich jetzt auch ein Untersuchungsausschuss des Landtags, der am Donnerstag seine Arbeit aufnahm. Dieser war bereits im November, noch vor dem Bekanntwerden der Steuerhinterziehungsvorwürfe, ins Leben gerufen worden. Die CSU bezeichnete ihn damals als „eigentlich nicht nötig“.