„Negatives Image“

PR-Experte Ingo Frieske über die Schwierigkeiten von Sponsoren, den dopingbelasteten Radsport zu fördern

INGO FRIESKE, 41, Betriebswirt, ist Geschäftsführer der Firma Media Consulta Sport & Entertainment GmbH mit Sitz in Köln

taz: Herr Frieske, lohnt es sich nach der diesjährigen Tour de France noch, in den Radsport zu investieren?

Ingo Frieske: Ein wichtiges Ziel von Sponsoring ist das Erreichen eines Imagetransfers. Allerdings soll es natürlich ein positives Image sein. Der Radsport ist eigentlich geprägt von Dynamik, Schnelligkeit, Ausdauer – alles Attribute, die nun unter den negativen Dopingschlagzeilen leiden. Daher kann jetzt schnell der Schuss nach hinten losgehen: Werden Sponsoren im Rahmen der negativen Berichterstattung erwähnt, leidet ihr Ruf. Man sagt zwar oft, „negative PR ist auch PR“, aber in diesem Fall trifft das nicht zu.

Deutsche Firmen, die in den Profiradsport investieren, wie T-Mobile und Gerolsteiner, denken auch über den Ausstieg nach. Sollen sie?

Es ist selbstverständlich, dass die Sponsoren angesichts der anhaltenden Negativ-PR ernsthaft ihr Engagement überprüfen. Sollte es kurzfristig keine verlässlichen Lösungsansätze oder Kontrollmechanismen geben, kann man den Geldgebern einen Ausstieg nicht verübeln. Es gibt ja auch immer eine Ausstiegsklausel bei Dopingfällen. Die Tragweite ihres Engagements ist für die Unternehmen immens, deshalb werden sie jetzt auch nichts überstürzen. Einerseits ist es eine Herausforderung, beim Kampf gegen Doping aktiv mitzuwirken; andererseits scheint der Dopingsumpf so tief zu sein, dass nur schwer ein Ende in Sicht ist.

Was man am Team T-Mobile beobachten kann: Was als „sauberer Neuanfang“ angekündigt wurde, war nach einer Tour-Woche durch den Dopingfall Sinkewitz wieder zerstört.

Ja, T-Mobile hat sich vor der Tour deutlich für einen Kampf gegen Doping positioniert. Der Dopingfall um Patrik Sinkewitz war dann natürlich ein herber Rückschlag und zeigt, dass die Mittel der Sponsoren für einen sauberen Sport zu kämpfen, begrenzt sind. Nur wenn es gelingt, im Dopingkampf glaubhaft und auch erfolgreich zu sein, hat das auch wieder einen positiven Einfluss auf das Firmenimage.

Aber Einfluss auf die Sportler und darauf, was sie wirklich machen, haben die Sponsoren offenbar nicht?

Das darf auch nicht sein. Es ist richtig, dass Sponsoren das sportliche Geschehen nicht beeinflussen. Das Geld des Sponsors dient den Teams ausschließlich zur Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen. Die rein sportlichen Entscheidungen dürfen jedoch nur von der Mannschaftsleitung und nicht in den Marketingabteilungen der Unternehmen getroffen werden.

Ist nicht am Ende sogar der Sport durch die Interessen der Sponsoren bedroht? Ein zwielichtiger Sponsor wie Astana, ein kasachisches Konsortium, etwa gefährdet die Glaubwürdigkeit des Sports?

Das ist ja die Crux: Ohne Sponsoren hätte der Sport – und hier ganz konkret die Tour de France – nicht diese Attraktivität erlangt und würde niemals weltweit diese Faszination ausüben. Die Sponsoren sind nun mal eine wesentliche Finanzierungsquelle des Sports. Würde man sich gegen Sponsoring entscheiden, wären die sportlichen Möglichkeiten stark eingeschränkt. Ein Team ohne Sponsor hätte im internationalen Vergleich nicht die Spur einer Chance.

Was raten Sie Sponsoren?

So kurz nach dem Zieleinlauf in Paris kann es keinen allgemein gültigen Ratschlag für die Sponsoren geben. Die Tour de France – und der Radsport überhaupt – ist natürlich schwer erschüttert. Alle Beteiligten sind nun gefordert, die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen und die Basis für einen sauberen Sport zu schaffen.

INTERVIEW: JUTTA HEESS