Pfeffersäcke im schwarzen Loch

NACHBARSCHAFTSSTREIT Der Kieler Landtag macht nach Hamburgs Windmesse-Vorstoß seinem Ärger Luft

„Pfeffersäcke“, die sich „unhanseatisch verhalten“, die Stadt ein Moloch und „schwarzes Loch, das alles aufsaugt, was es bekommen kann“, unter einem Bürgermeister, „der mit dem Panzer durch den norddeutschen Garten auf seine Scholle zurollt“ – Abgeordnete fast aller Parteien im Kieler Landtag machten am Freitag ihrem Ärger über Hamburg Luft.

Den Nachbarschaftsstreit ausgelöst haben die Pläne der Hansestadt, eine eigene Veranstaltung gegen die Windmesse in Husum zu setzen, aber bald ging es grundsätzlich um das Verhältnis zwischen Stadt und Land.

Kritik musste auch die SPD einstecken: Die übrigen Parteien verlangten von den Sozialdemokraten, auf ihre in Hamburg regierenden Genossen einzuwirken. Marion Sellier (SPD) drang mit ihrem Ruf nach einem landesweiten Messekonzept nicht durch. Aus Hamburger Sicht sei es klug, eine Woche vor der Messe in Husum eine eigene zu planen, sagte sie – zur Empörung von CDU, FPD und Grünen, die dafür stimmten, alle Mittel zu nutzen, um die Hamburger Messe zu verhindern.

Wenn „verdeckte Aktionen“ der neue Stil der Kooperation sei, werde Hamburg feststellen, „dass wir auch Nein sagen können“, etwa wenn die Metropole Flächen brauche, sagte Wolfgang Kubicki (FDP). Kooperation dürfe nicht von der jeweiligen Regierung abhängen, forderte Christian von Boetticher (CDU). Lars Harms (SSW) sagte, die Antwort auf die drohende Spaltung dürfe keinesfalls die Fusion zum „HSH-Mega-Bundesland“ sein.

Robert Habeck (Grüne) dachte laut darüber nach, „die Diskussion über eine zukunftsfähige Aufstellung des Nordens insgesamt zu beenden“ und drohte: „Das Schielen auf den eigenen Vorteil wird einen hohen Preis haben.“ Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) sah es ähnlich: Der Standortwettbewerb könne sich als Eigentor für Hamburg erweisen. Die Kieler Regierung wolle nun die Achse zwischen Husum und der Hannover-Messe stärken. EST