Urteil im Fall „Silk Road“

INTERNET Dem Gründer der Online-Drogenbörse droht lebenslange Haft. Ob er allein agierte, bleibt erst mal unklar

Der Gründer der Online-Drogenbörse Silk Road, Ross Ulbricht, muss sich auf eine lange Haftstrafe einstellen. Eine Jury des zuständigen Bezirksgerichts von Manhattan befand den 30-Jährigen in allen Anklagepunkten für schuldig. Die US-Regierung wirft Ulbricht, der im Oktober 2013 vom FBI verhaftet worden war, unter anderem Verschwörung zum Handel von Drogen und Waffen im Internet vor. Auch Auftragsmörder sollen angeblich auf seiner Seite angeheuert werden können.

Ulbricht soll ab Anfang 2011 unter dem Pseudonym „Dread Pirate Roberts“ Betreiber der als „Ebay für Drogen“ bekannt gewordenen Plattform Silk Road gewesen sein. Seine Anwälte stritten dies bis zuletzt ab. Er habe die Seite zwar entwickelt, sich dann aber rasch zurückgezogen. Ulbricht selbst sagte bei dem dreiwöchigen Prozess nicht aus.

Diverse auf seinem Laptop sichergestellten Dokumente, für Silk-Road-Transaktionen verwendete Einheiten der Digitalwährung Bitcoin in Millionenwerten sowie ein ehemaliger Wegbegleiter und Ermittler belasteten Ulbricht vor der Jury. Ulbrichts Strafmaß soll am 15. Mai verkündet werden, ihm droht im schlimmsten Fall eine lebenslange Haftstrafe.

Trotz der erdrückenden Beweislage bleiben Zweifel, ob Ulbricht wirklich Silk Roads alleiniges Mastermind „Dread Pirate Roberts“ ist. Auch die Wahl des Pseudonyms spricht eher gegen einen – es stammt aus dem Film „The Princess Bride“ von 1987 und steht dort für einen Charakter ohne klare Identität. Einige Prozessbeobachter sehen in dem harten Durchgreifen der US-Regierung eine Art Exempel. So solle gezeigt werden, dass der Staat auch im „Darkweb“ die Kontrolle habe, hieß es am Rande der Verhandlung immer wieder. Damit ist eine Untergrundnische des Internets gemeint, die nur über den Anonymisierungsdienst Tor erreichbar ist. (dpa)