Kaffee, Kuchen und ein vages Lächeln

FUSSBALLDIPLOMATIE Flüchtlinge und AnwohnerInnen in Köpenick knüpfen beim FC Union erste Kontakte

Am Mittwochabend fahren vier Reisebusse am VIP-Eingang des Köpenicker Stadions vor. Die Flüchtlinge aus den Asylunterkünften in der Allende-Siedlung steigen aus, sie sind zu Gast beim FC Union. Der Zweitligist öffnet seine Stadion-Lounge für die neuen und die alten NachbarInnen aus dem Plattenbauviertel. Die Wohnungsgesellschaft Degewo hat zusammen mit dem Fußballverein zum „Anstoß zur Begegnung“ geladen. Bei Kaffee und Butterkuchen sollen Degewo-MieterInnen mit den AsylbewerberInnen ins Gespräch kommen. Doch das ist gar nicht so einfach.

Nicht viele an den Kaffeetischen unternehmen den Versuch einer Kontaktaufnahme. Aber Ehepaar Riesche, das in Wirklichkeit anders heißt, ist schon eine halbe Stunde dabei, sich mit Familie Avedisova zu unterhalten. Das armenische Ehepaar kam mit seinen zwei Kindern aus Turkmenistan nach Deutschland. Und tut sich schwer – mit der Sprache, mit der Akzeptanz. Tochter Moni erzählt von ihrer deutschen Grundschulklasse. „Die anderen spielen nicht mit mir, weil ich aus dem Heim bin.“ Frau Riesche schüttelt den Kopf, sieht Moni an: „Da musst du jetzt denen einfach sagen, du bist jetzt hier zu Hause.“ Auf dem Gesicht des Mädchens erscheint ein vages Lächeln, die Eltern wirken unsicher. Am Ende tauschen beide Familien Telefonnummern aus.

Bald tönt Synthesizermusik durch die Boxen. Die Mädchen der internationalen Tanzgruppe „Tanzmonster“, selbst Flüchtlinge aus einem Flüchtlingsheim in Tempelhof, tänzeln stolz in langen grünen Kleidern vor der Bühne, es ist ein tschetschenischer Volkstanz. Die verbliebenen Gäste, fast nur noch Flüchtlinge, applaudieren begeistert.

Trotz der verhaltenen Zustimmung von den Anwohnern – der Abend sei nur „ein Signal“, sagt Heimleiter Peter Hermanns. Der Dialog solle weitergehen, mit einer neuen Begegnungsstätte in der Alfred-Randt-Straße, die künftig allen AnwohnerInnen offensteht. TOBIAS KRONE