Zweitbestes Ergebnis seit 1825

BILANZ Die Sparkasse Bremen präsentiert stolz ihre Zahlen für 2014 – doch die Verbraucherzentrale sieht deutlichen Verbesserungsbedarf bei der Beratung

Es geht eher um den Produktverkauf als um gute Beratung

Die Sparkasse Bremen erzielte 2014 einen Überschuss von knapp 35 Millionen Euro. Damit hat sie das zweithöchste Ergebnis in ihrer Geschichte erwirtschaftet, wie der Vorstandsvorsitzende Tim Nesemann betont.

Hochzufrieden ist man auch mit der eigenen Beratungsqualität: Der „CityContest 2015“ von Focus Money, ein regionaler Bankenvergleich, sehe die Bremer Sparkasse als Sieger bei der Privatkundenberatung – wenn auch nur mit einer Gesamtnote von 2,0. „Wir haben zwar das beste Ergebnis“, kommentiert Nesemann, aber die Note zeige, „dass da auch noch Luft nach oben ist.“

Hartmut Schwarz von der Verbraucherzentrale Bremen sieht nicht nur ungenutzte Höhenluft, sondern handfesten Verbesserungsbedarf: „Besonders bei der privaten Baufinanzierung geht es weniger um gute Beratung als um den Verkauf von Produkten“, kritisiert der Experte.

Häufig werde eine Kombifinanzierung empfohlen, die für den Kunden jedoch nachteilig sei. Zunächst zahle der Kunde für das Darlehen nur Zinsen, gleichzeitig spare er Geld in einem Bausparvertrag an. Wenn der eine Mindestsumme erreicht habe, werde so das Darlehen getilgt, aber: „Die Summe ist dann oft zu gering und für das restliche Darlehen wird dann ein neuer Bausparvertrag abgeschlossen“, warnt Schwarz. So werde das Produkt zu teuer, zudem sei die Zinsbindung meist zu kurz.

Die Sparkasse hat das Volumen ihres Kundengeschäfts 2014 weiter steigern können, betont Nesemann. Dies liege unter anderem an der privaten Immobilienfinanzierung, fast jede zweite Finanzierung in Bremen laufe über die Sparkasse.

Nesemann verweist mehrfach auf die historisch niedrigen Zinsen. Für private Anleger gebe es immer weniger Anreize, zu sparen. Er unterstütze daher ein ebenfalls gestern von der Hamburger Sparkasse vorgestelltes Konzept, bei der Eltern, die für die Ausbildung ihrer Kinder sparen, vom Staat eine Prämie erhalten. „Ich bin aber überzeugt davon, dass die Bundesregierung das nicht umsetzen wird“, schränkt Nesemann ein.

Andere Ideen, Anleger wegen der Niedrigzinsphase zu unterstützen, gibt es bei der Bremer Sparkasse nicht. Strafzinsen für Sparer, wie sie etwa die Commerzbank im November für Unternehmenskunden mit hohen Rücklagen eingeführt hatte, schließt Nesemann aus, zumindest für die nächsten Jahre: „Negativzinsen wären für die Bevölkerung der Super-GAU. Die Menschen würden ihr Geld abheben und wir wären bei dem Zustand von vor 1825.“

In jenem Jahr wurde die Sparkasse in Bremen gegründet. Das 190-jährige Bestehen dieses Jahr wird unter anderem mit einem Festakt im Juli gefeiert.JÖRDIS FRÜCHTENICHT