Weniger Miesmuscheln im Wattenmeer

FISCHBESTÄNDE Naturschutzverbände kritisieren den starken Muschelfang, es gebe zu viele Fanglizenzen. Die Fischer jedoch machen larvenfressende Krabben für den Rückgang verantwortlich – und kalte Winter

Miesmuscheln funktionieren im Wattenmeer wie eine natürliche Kläranlage

Im Nationalpark Wattenmeer sind nur noch zehn Prozent der natürlichen Miesmuschelbänke von 1999 vorhanden. Das melden die Naturschutzverbände Schutzstation Wattenmeer, Naturschutzbund (Nabu) und Naturschutzstiftung WWF. Mitverantwortlich für den Rückgang ist ihrer Meinung nach die Fischerei nach Muscheln. Diese verhindere, dass sich angegriffene Muschelbestände wieder erholen könnten.

Die Verbände kritisieren das schleswig-holsteinische Umweltministerium, das die Fanglizenzen für die Miesmuscheln ohne Rücksicht auf den Rückgang des Bestandes festgelegt hat. „Es ist abenteuerlich, unter diesen Umständen die Fischerei fast unverändert fortzusetzen“, sagt Hermann Schultz vom Nabu Schleswig-Holstein.

Miesmuscheln sind für das Wattenmeer wichtig, da ihre Riffe anderen Tieren als Nahrungsgrundlage und Lebensraum dienen. Außerdem filtern sie das Wasser des Wattenmeers und sind damit eine Art natürliche Kläranlage. Mittlerweile sind nicht mehr nur die Muschelbänke auf trockenfallenden Wattflächen im Wattenmeer bedroht, sondern auch die Teile, die ständig wasserbedeckt sind. „Es gibt im Grunde keine wild lebenden Miesmuscheln mehr im Wattenmeer“, sagt Silvia Gaus von der Schutzstation Wattenmeer.

Peter Ewaldsen von der Erzeugergemeinschaft schleswig-holsteinischer Muschelzüchter verteidigt die Muschelfischerei. Die Berichte über angeblichen Raubbau empfindet er als Polemik. Ewaldsen macht die vergangenen kalten Winter für den Rückgang der Bestände verantwortlich. „Krabben, die die Muschellarven fressen, haben dafür gesorgt, dass die Bestände sich nicht erholen konnten“, sagt er. Dies seien aber natürliche Vorgänge, die wieder ins Gleichgewicht kämen. Die Fischerei folge bereits strengen Auflagen, befische nur einen sehr kleinen Teil des Wattenmeers. „Der Fischerei wird hier Schuld für etwas gegeben, dass sie nicht zu verantworten hat.“ SUL