„Großer Unmut “

Warnstreik bei „Pflegen und Wohnen“

■ 54, ist Gewerkschaftssekretär für den Bereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen beim Ver.di-Landesbezirk Hamburg

taz: Herr Proske, beim letzten Streik in den privatwirtschaftlich betriebenen Heimen von „Pflegen und Wohnen“ haben etwa 200 der 1.600 Beschäftigten mitgemacht. So groß scheint ihre Not nicht zu sein.

Norbert Proske: Viele Mitarbeiter haben Angst, durch den Streik „ihre“ Bewohner in den Pflegeheimen zu vernachlässigen. Auch die Arbeitgeber appellieren an die Mitarbeiter, nicht streiken zu gehen, da die Bewohner sonst alleine seien. Trotzdem gibt es einen großen Unmut unter den Beschäftigten.

Warum?

Die Eigentümer von Pflegen und Wohnen weigern sich, einen schon mit Ver.di ausgehandelten Tarifvertrag in Kraft zu setzen. Den brauchen wir aber – unter anderem, um höhere Löhne und betriebliche Gesundheitsförderung durchzusetzen.

Was hat Ver.di nun vor?

Wir machen heute den fünften Warnstreik. Außerdem rufen wir zur Urabstimmung auf. Darin wird über einen unbefristeten Erzwingungsstreik ab Januar entschieden.

Zuletzt machte Pflegen und Wohnen 300.000 Euro Gewinn. Was leiten Sie daraus für Ihre Forderungen ab?

Mit Blick darauf, dass seit 2009 die Gehälter von der Tarifentwicklung abgekoppelt sind, denke ich, dass es einen Nachholbedarf gibt.

Wie sehen das die Vertreter der Arbeitgeberseite?

Die verweisen darauf, dass Pflegen und Wohnen ein Familienunternehmen sei, in dem Gewerkschaften betriebsfremde Akteure sind. Sie wollen nur mit den Betriebsräten verhandeln. Dieser Konflikt geht quer durch die Pflegebranche. Die Betriebsräte werden dadurch zu Bittstellern, weil sie zwar fordern, aber nicht zu Arbeitskampfmaßnahmen aufrufen dürfen. Das können nur Gewerkschaften. INTERVIEW: SUL