„Gleich wieder plattgemacht“

■ Bergedorf: CDU und Schill-Partei schließen Beratungsstelle für Sozialhilfeempfänger

Der schwarz-schillschen Regierung werden wohl einige Projekte zum Opfer fallen. Den traurigen Rekord, das allererste zu sein, erringt die „Unabhängige Beratungsstelle in Bergedorf“ (USB). „CDU und Schill-Partei haben dieses Projekt gleich plattgemacht“, empört sich die ehemalige Regenbogen-Bezirksabgeordnete Cornelia Frieß. Dabei ging es offenbar nicht ums Geld, sondern ums Prinzip.

Die Einrichtung der USB, die Menschen umfassend über Wohn-, Arbeits- und andere soziale Probleme beraten soll, war erst im Frühjahr zwischen GAL, SPD und Regenbogen ausgehandelt worden, als es um die Zustimmung zur Wahl von Christoph Krupp (SPD) zum Bezirksamtsleiter ging. Nach einer öffentlichen Ausschreibung wurde der Bergedorfer Träger „Der Begleiter“ mit der Umsetzung beauftragt, im November nahmen die zwei Sozialberater die Arbeit auf.

„Die Menschen haben denen die Türen eingerannt“, sagt Cornelia Frieß. „An den ersten 21 Öffnungstagen war es zu 38 persönlichen und 22 telefonischen Beratungen gekommen“, berichtet auch Projektleiter Uwe Münster. „Das ist für eine so kurze Zeit viel.“

Doch die Bergedorfer CDU, die noch im Oktober beantragt hatte, die USB solle ihre Beratung um das Thema Renten erweitern, überlegte es sich kurz darauf anders und setzte mit den Stimmen der Schill-Partei im bezirklichen Hauptausschuss die Beendigung des Projektes durch. Die beiden Mitarbeiter, die für die USB andere Arbeitsverhältnisse aufgaben, stehen nun auf der Straße.

„Für die Betroffenen mag das hart sein“, räumt CDU-Fraktions-Chef Norbert Reichelt ein. Beratung für Sozialhilfeempfänger werde jedoch ausreichend vom Sozialamt gewährleistet. „Eine unabhängige Beratungsstelle unterstellt, dass ein Beamter nicht unabhängig berät. Das nehmen wir nicht hin.“ Die 130.000 Euro für die USB hat die Sozialbehörde für 2002 nun eingespart. Wäre dies nicht passiert, hätte Reichelt davon lieber zwei Stellen im Bezirksamt finanziert.

Uwe Münster ist nach wie vor von der Notwenigkeit einer unabhängigen Beratung überzeugt. „Im Bezirksamt haben da wohl Vorbehalte bestanden, dass wir sie nur mit Widersprüchen überhäufen. Das war aber nicht unser Ziel.“ Die USB habe vielmehr als Aufgabe gesehen, den Menschen die Akten zu orden, bei Briefen zu helfen und sie „durch den Dschungel“ der zuständigen Stellen zu lotsen. Dies, so ist Münster überzeugt, wäre langfristig günstiger als die „Folgekosten einer Nicht-Beratung“. Den Beweis kann die USB, deren Arbeit auch wissenschaftlich begleitet werden sollte, nicht mehr antreten.

Kaija Kutter