Heimkehr gescheitert

■ Türkischer Gewerkschafter auf dem Flughafen von Istanbul zurückgewiesen / Militärregime hatte den Flüchtling ausgebürgert

Nach acht Jahren Asyl wollte der frühere Gewerkschaftsfunktionär Murat Tokmak in die Türkei zurückkehren (s. taz vom 8.12). Am vergangenen Samstag landete er auf dem Flughafen von Istanbul. Doch sein Aufenthalt auf heimatlichem Boden dauerte nur 40 Minuten und fand ausschließlich in einem Kleinbus der Polizei statt. „Ich will in meinem Land bleiben“, hatte Tokmak laut in der Flughafenhalle gerufen. Es half ihm nicht. Die Polizei setzte ihn in die Lufthansamaschine, die ihn nach Frankfurt zurückbrachte.

Rechtliche Handhabe für die Polizeiaktion: Tokmak ist Anfang der 80er Jahre ausgebürgert worden. Er ist staatenlos. Bei seiner versuchten Einreise konnte er keinen türkischen Paß, sondern nur einen deutschen Fremdenpaß vorlegen.

Der frühere stellvertretende Vorsitzende des linken Metallarbeiterverbandes war nach dem Militärputsch von 1980 untergetaucht und später in die Bundesrepublik geflohen. Mit Haftbefehl wurde er gesucht, und die türkische Militärjustiz stellte ihn vor die Alternative: Rückkehr oder Ausbürgerung. Damals blieb Tokmak in Hamburg.

Acht politische Flüchtlinge versuchen in diesen Tagen, aus europäischem Exil in die Türkei zurückzukehren. In der Maschine aus Frankfurt am vergangene Samstag saßen drei. Mit Tokmak zusammen reiste Yüksel Selek ein, die frühere Vorsitzende einer demokratischen Frauenvereinigung. Weil sie während ihres Exils nicht ausgebürgert worden war, durfte sie bleiben. In Polizeihaft.

Michael Weisfeld