Selbst am Hochzeitstag in der Mailbox

Wie einst Pilze sprießen derzeit private Mailboxen und Computernetze aus deutschem Boden / „The medium is the message“  ■  Von Martin Fischer

In den letzten Monaten passiert es immer häufiger. Die Telefonanschlüsse von an sich eher stummen jungen Männern sind oft für Stunden blockiert. Tag für Tag, fast immer nach 18 Uhr, manchmal auch nach Mitternacht. Wer das Nächstliegende annimmt, liegt völlig falsch. Ihre Zungen haben sich nicht plötzlich gelockert, ihre Ohren hören nicht mehr als zuvor. Sie kommunizieren schweigend. Mittels starrem Blick auf den strahlenden Bildschirm und lässigem Klicken der Maus-Tasten tauschen sich moderne Monaden mit ihresgleichen an anderen Orten aus. Ihr Dorf ist so global, daß es gleichgültig ist, woher die knappe Botschaft kommt, die über das Terminal flimmert. Mal kommt eine Message aus Tokio, mal aus der neunten Etage des eigenen Betonsilos: „Wollte nur mal reinschauen, Imo 11.“

Bemerkenswert, es funktioniert

Marshall McLuhans berühmtester und dümmster Satz aus den späten 60er Jahren - „The medium is the message“ - stimmt hier plötzlich, wenn auch in einem anderen Sinn. Das einzig Bemerkenswerte am Medium Datenfernübertragung ist für viele offensichtlich die Tatsache, daß sie funktioniert Und Tausende haben das seltsame Bedürfnis, sich davon täglich aufs Neue zu überzeugen. In einer Zeit, in der Hacker-Coups für Abwechslung im Einerlei der TV-Krimis sorgen müssen, schaltet Otto Normalverbraucher die Glotze aus und klinkt sich via Computer in die privaten Netze ein. Frau Normalverbraucherin hingegen hält sich derzeit noch zurück. Den wenigen Unerschrockenen weiblichen Geschlechts schlägt plumpe Anmache entgegen. Auch der virtuelle Stammtisch ist fest in Männerhand.

Die Voraussetzungen sind günstig. Wer sich schon im Pampers -Alter an Metallbaukästen ausprobiert hat, akzeptiert später mühelos den Computer als jederzeit kalkulierbares Gegenüber, das Trost spendet, Millionen von Personal- und Home -computern, IBMs, Apples, Ataris, Amigas, Commodores stehen in den Haushalten herum. Egal zu welchem Zweck die universellen Maschinen ursprünglich angeschafft wurden, irgendwann stoßen ihre stolzen Besitzer auf die Welt der DFÜ. Die Datenfernübertragung, in der einschlägigen Computer -Regenbogenpresse immer noch als eine von Postjuristen und RichterInnen bedrohte Geheimwissenschaft eines kleinen Kreises von Eingeweihten gehandelt, erfordert längst nicht viel mehr Anstrengung als die Bedienung eines Anrufbeantworters.

Auch die Bundespost sahnt ab

Seit im letzten Jahr ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Strafvorschriften für nichtpostzugelassene Datenendgeräte außer Kraft gesetzt hat, bleibt auch die Verwendung der nichtgenehmigten und daher wesentlich billigeren Modems und Akustikkoppler aus dem Fernen Osten folgenlos. Was im Hinblick auf den europäischen Binnenmarkt von 1992 unumgänglich war, bringt der defizitären Bundespost heute gutes Geld. An die 100.000 illegale Modems und Akustikkoppler sorgen Monat um Monat für einen sprunghaften Anstieg der Telefonrechnungen und viele Benutzer genießen das hierzulande seltene Vergnügen, Verbotenes zu tun, das nicht geahndet werden kann.

Schwierig ist es nur beim ersten Mal. Bevor der eigene „Rechner“ via Telefonleitung Daten mit einem anderen Rechner austauschen kann, ist spezielle Hard- und Software zu installieren, deren Zusammenspiel in der Praxis wohl am häufigsten mit der Trial-and-error-Methode erreicht wird. Wenn das Modem den via Software erhaltenen Wählauftrag ausführt, kann die Datenreise beginnen. Entweder meldet sich nach dem Freizeichen die unglückliche Inhaberin einer ehemaligen Mailboxnummer, die aus purer Schlamperei nicht aus den in der Szene kursierenden Listen gestrichen wurde, via „Voice“ mit verschlafener Stimme, oder es ertönt endlich der ersehnte „Carrier“, der Trägerton des Mailboxmodems. Vorausgesetzt die Übertragungsparameter stimmen.

Zuerst ist ein „Account“ einzurichten. Die Abfragen von Name und Paßwort können mit der Eingabe von „Gast“ oder „Guest“ zunächst einmal passiert werden. Wer wiederkommen will, richtet sich ein Postfach ein und bekommt äußerst selten von einer Mailbox augenblicklich weiteren Lese- und Schreibezugriff eingeräumt. Denn die Strenge der privaten Mailboxszene ist ernstgemeint.

Der staatlich noch nicht erfaßte und juristisch kaum bedachte Raum der privaten Mailbox-Welt verdankt dem großen Verantwortungsbewußtsein der SystembetreiberInnen seine nahezu paramilitärische Hierarchisierung. Die ins Postfach geschriebenen Daten werden mit Hilfe des amtlichen Telefonbuchs und eines Kontrollanrufes überprüft. Erst danach gibt es für den neuen „User“ oder die neue „Userin“ „Level 2“. In der Regel ist damit das Lesen in den öffentlichen „schwarzen Brettern“ und das Runterziehen von „Downloads“ - das Überspielen von Software - möglich. Damit sich der Programmtransfer nicht gar zu einseitig entwickelt, ist irgendwann Schluß damit, zumindest solange, bis den Downloads „Uploads“ gegenüberstehen.

Richtig streng wird es aber erst beim Schreiben in den schwarzen Brettern. Viele „SysOps“ behalten sich die „Veröffentlichung“ der Beiträge vor, schließlich sei nicht alles, was manche „Lallbacken“ so schreiben, anderen auch zumutbar. Tatsächlich lassen Form und Inhalt der meisten Mailboxen die selbst auferlegte Geheimniskrämerei kaum nachvollziehen. Neben vorwiegend industrienahen Hard- und Software-Brettern mit vielen unsinnigen Fragen und entsprechend höhnischen Antworten gibt es Bretter, die an die entsprechenden Rubriken der florierenden Privatanzeigen -Blättchen und manchmal an die taz-Wiese erinnern. Kochrezepte finden sich da ebenso häufig, wie die Themen Glauben, Umwelt, Science, Science-fiction, Unterhaltung, Adventures (Computerspiele), Diskussion, Politik, Fundgrube (Suche/Biete), Musik, Film, Medien.

Telekommunikation, Termine und Kontakt

Was sich dahinter verbirgt, ist oft nicht mehr als artikulierte Sprachlosigkeit. „Kein Mensch“, schrieb Bertolt Brecht in seiner Radiotheorie vor 60 Jahren, „kümmert sich um Resultate. Man hält sich einfach an die Möglichkeiten.“ Was der Mann Brecht damals für das Medium Rundfunk formulierte, stimmt heute noch viel mehr für das Medium Mailbox: „Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.“

Brechts damalige politische Forderung an die Technik, aus dem Distributionsapparat Radio einen Kommunikationsapparat zu machen, „undurchführbar in dieser Gesellschaftsordnung, durchführbar in einer anderen“, wird nach der bald zehnjährigen Mailbox-Geschichte durch die ernüchternde Praxis bestätigt. Heute sind die technologischen Voraussetzungen zur Überwindung der Trennung von Sendenden und Empfangenden zwar gegeben, und immer mehr Menschen machen davon auch Gebrauch, über ihre Lebensumstände können sie trotzdem nicht miteinander sprechen.

Was in den Mailboxen die Gemüter bewegt, ist zuvor von den Medien aufbereitet und am Biertisch wiedergekäut worden. Im Berliner WWM-Netz sorgt derzeit Tempo 100 für Aufregung. Der „geile Kneisteisen“ etwa schreibt am 14.Juni um 23 Uhr 47 in ein Brett für „Ernsthafte Diskussionen“ der Berliner TPU -Mailbox: „Geil wär doch endlich Tempo 100 in der Stadt“, damit „lahme Hirnis“ und „grüne Löffel“ endlich zu Hause bleiben. Die Vernetzung der Mailboxen sorgt dafür, daß der Diskussionsbeitrag am nächsten Tag über alle angeschlossenen Mailboxen im Bundesgebiet verbreitet wird, oft in doppelt und dreifacher Ausführung. Drei Tage später formuliert Kneisteisen um 17 Uhr 21 knapper: „hallo allesamt, ciao kneisteisen.“

Die Systembetreiber kennen ihre Kundschaft. „Die Leute, die sich so in den Mailboxen verhalten, die verhalten sich draußen auch so“, erklärt der 37jährige Reprofotograf Peter. Der SysOp einer Kölner Zerberus-Mailbox ist seit acht Jahren aktiv und noch immer optimistisch: „In den Diskussionen passieren viele Sachen, die mir unheimlich stinken, aber das sind Leute, die lernen erst demokratisches Verhalten. Was sie für einen Schrott reden und erzählen, steht auf einem anderen Blatt. Es ist ein Lernprozeß, der da stattfindet.

Peter ist begeistert davon, daß soziale Bewegungen, Grüne, Alternative, Gewerkschaften, VerbraucherInnen-Verbände und Öko-Institute „langsam anfangen, in diese Dinger reinzukommen“. Jetzt fingen die Systeme an, sinnvoll zu werden. „Doch“, fügte er bedauernd hinzu, „viele degradieren ihren Computer zu einer Texterfassungsmaschine, obwohl er viel mehr kann.“ Aber immerhin: „Früher haben sie den Computer nur global verteufelt, jetzt wissen sie wenigstens, wovon sie sprechen.“ Auch Peter glaubt, bestimmen und entscheiden zu müssen, wer auf welche Informationen zugreifen soll. Für ihn ist die Mailbox-Szene, „solange sie nicht staatlich reglementiert ist“, eine Möglichkeit, „neue Formen der Zusammenarbeit von Initiativen, Gruppen und Leuten zu entwickeln und auszubauen.“ Wenn die Strukturen erst einmal bestehen, „ist es nicht mehr so einfach, sie wieder abzustellen“.

Wenig Originalbeiträge

Viel wäre da nicht abzustellen. Die meisten der 500 registrierten UserInnen seiner Mailbox beschränken sich aufs Konsumieren. Viele Nachrichten in den politischen Brettern stammen aus 'Spiegel‘, taz, 'FR‘ oder lokalen Szeneblättchen. Originalbeiträge sind selten und fast immer von den gleichen Leuten. Die meisten Aktivitäten laufen über das Zerberus-Netz, das bereits mehr als 60 Mailboxen miteinander verbindet. Über große Strecken des Ruhrgebietes bestehen bereits Ortstarif-Verbindungen. Die Zerberus -Software ist nicht transparent, anrufende UserInnen sehen nur, was sie aufgrund ihres Levels sehen dürfen. Was in der Mailbox sonst noch läuft, bleibt ihnen verborgen.

Das Sichtbare genügt. Im Diskussions-brett des Zerberus -Netzes findet sich die bemerkenswerte Nachricht Nr. 336, abgesandt von User TGP am 10.Juni um 11 Uhr 32: „Immer mehr geht die Demokratie flöten. Ich frage: Warum dürfen Terroristen gewählt werden?“ Drei Tage später schreibt User Schlut um 10 Uhr 28: „Mir gefällt zwar wenig bei den Grünen und nichts bei den REPs, aber verbieten braucht man keine dieser Parteien. Unsere Verfassung ist stabil genug, um nicht durch Wahlentscheidungen des Bürgers ausgehebelt zu werden.“ Er reagiert damit auf die Nachricht Nr. 337 von User Schnelli, der am 11.Juni um 11 Uhr 20 die Terroristen -Frage von User TGP beantwortete: „Mir ist bisher noch niemand begegnet. Außer vielleicht bei der Berliner AL.“ Manchmal werden Notsignale abgesandt. „Gibt es eigentlich noch richtige Freunde?“ fragt an seinem 20.Geburtstag User SKV ebenfalls über das Zerberus-Diskussionsbrett. Den ganzen Tag am Computer zu hängen, findet er „echt stumpfsinnig“. „Ich glaube“, antwortet einer, „Freunde findest du nicht, wenn du an deinem Computer hockst. Außerdem: mit 20 Jahren, was soll das?“ Ein paar Tage später meldet sich User SKV mit einem Nachtrag: „Ich bin kein Computerfreak, der nur am Computer rumhängt!“

Ein Streifzug durch Bretter der Mailboxen ist nur unzureichend in der Lage, Aufschluß über die in Mode gekommene Mailbox-Begeisterung zu geben. Mit einem elektronischen Fragebogen, ausgehängt in verschiedenen Brettern diverser Mailboxen, wollte ich von den UserInnen erfahren, wie sie sich und ihre Sucht selbst erklären. Die Fragen zur Computererotik erregten Empörung. „Sowas ist doch nicht mehr normal!“, ärgert sich ein User der Bonner Mausbox. „Da muß ich dir leider widersprechen“, antwortet binnen einer Stunde ein anderer. „Das meiste trifft zwar für unsere Maus hier nicht zu, vor allem schon deswegen, weil sie nicht anonym ist, doch in anderen Mailboxen sieht es anders aus.“

„Dummes Gelaber von Jung-Usern“

User Dr.Doom, nach eigenen Angaben 28jähriger Chemiestudent, Europäer aus Mönchengladbach und FDP/DKP-Wechselwähler, moniert, daß hier im deutschen Lande fast nur „dummes Gelaber von Jungusern“ abgeht. Aber der Computer sei ihm „im Endeffekt“ lieber als seine „Gene weiterzugeben“. Er habe in einer Mailbox anonym das Brett „Fragen Sie Beate Uhse“ getestet: „Was da abging, war tatsächlich abartig, aber zum Totlachen.“ Er bekomme demnächst einen BTX-Account und sei „erst mal neugierig“, was auf den BTX-Pornoseiten so abgeht.

Ein 33jähriger Hamburger Elektro-Ingenieur schlägt einen Fragebogen zum Ankreuzen vor, für „Leute, denen es schwerfällt einen Text zu formulieren“. Seit März 1989 benützt er drei- bis viermal wöchentlich eine Mailbox, obwohl „nur wenige“ einen „wirklichen Nutzen“ an Information und Kommunikation bieten. Für ihn ist die Teilnahme an einer Mailbox ein Signal, „mit anderen reden“ zu wollen. Bei den vielen persönlichen Bekanntschaften fehlt ihm „diese Vorinformation“.

Seit 1985 beschäftigt sich ein 25jähriger Hamburger Nichtwähler mit DFÜ, heute ist er täglich on line. Er hat die Erfahrung gemacht, daß die meisten Teilnehmer nicht wissen, „was sie mit DFÜ anfangen können“. „Kommunikation auf breiter Ebene“ ist ihm wichtig, nur machen „die meisten da nicht mit“. Dabei würde gerade die DFÜ es ermöglichen, daß „der einzelne“ sofort und „an der richtigen Stelle Einspruch erheben“ kann.

Für User Brian, einem 21jährigen Kölner Informatikstudenten und Grünwähler, ist der Computer das, „was einem Maler Pinsel und Farbe ist“. Seit Februar 1989 loggt er sich täglich in eine Mailbox ein und bleibt auch mal zwei Stunden on line. Anonymität in den Mailboxen biete ihm die Möglichkeit, eine „eigenständige, freie Persönlichkeit“ zu entwickeln. Das „neue, sehr demokratische Kommunikationssystem“ Mailbox müsse ein „unpolitisches Medium“ bleiben.

User Ury der Barbar, ein 24jähriger Fernmeldehandwerker und Grünwähler aus Esslingen, benützt seit eineinhalb Jahren täglich eine Mailbox. Durch die DFÜ hat er mehr Bekannte gefunden als durch „das jahrelange Rumhängen in Kneipen“. Er vermutet, daß nicht allzu viele Frauen an einem Freak Interesse haben. Nachdem in seinem Computerclub das Problem auftauchte, „daß der Mann selbst am Hochzeitstag vor der Kiste hängt“, habe er die Frauen „dazu bewogen“, sich gegenseitig zu helfen: „Wenn wir ein Clubtreffen haben, ist diese Gruppe von Frauen bei einem eigenen Treff.“ Ein einziger Fragebogen kam von einer Frau. Der 25jährigen Kölner Krankenschwester machen Mailboxen Spaß. Seit Jahresbeginn loggt sie sich täglich ein, „bis ich alles gelesen habe, was interessant für mich ist“. Sie ärgert sich darüber, daß in den Brettern Sachen stehen, „die dort eigentlich nichts verloren haben“. Die Anonymität ist für sie „absolut unwichtig“ und frustierend. „Wegen der ständigen Anmache“ sind Mailboxen für sie „kein politisches Medium“.

Auch der ideale User meldet sich zu Wort. „Ich vertraue den SysOps, in deren Systemen ich eingetragen bin, und die Systembetreiber können sich auf mich verlassen.“ Im übrigen sitze er „nicht lange vor der Kiste“ und pflege seine Hobbies mit „derselben Sorgfalt“ wie vorher. Obwohl es in manchen Mailboxen Pornoecken gebe, wird damit nur versucht, „die Bedürfnisse von Menschen“ zu stillen.

Dem Systembetreiber der im PC-Net vernetzten Hacker-Box Köln ist der Dialog via Bildschirm zu unpersönlich. Er legt Wert auf menschlichen Kontakt, „nicht nur über den Computer“. Wer Zugang zu seiner Mailbox haben möchte, muß ihm zuvor in seiner kleinen Dachwohnung gegenübertreten. Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Männer aus allen möglichen sozialen Milieus setzen sich schweigend an den Tisch, hören zu und verschwinden wieder. Hacker Hans selbst aber „geht nicht raus“. Er ist „irgendwie stolz“ darauf, das „Problem dermaßen gelöst zu haben“. Nur wenn seine Frau vom Einkaufen kommt, steigt er die Treppen runter, um die Sachen aus dem Wagen nach oben zu tragen. „Man kann“, erklärt er, „eben inzwischen alles so schaffen, vor zehn Jahren war das noch undenkbar.“

Hacker Hans ist der Hardware-Spezialist der Kölner Mailbox -Szene. Seine Mailbox bietet ihm die Möglichkeit, Hardware „rund um die Uhr“ zu testen. Er läßt die Hacker Box „just for fun“ laufen, und wenn sie auf „den unteren Level kommt“, müssen die Leute eben „unterer Level“ sein. Von den Usern, die jetzt „dazukommen“, ist der Hacker-Opa nicht begeistert: „Die wollen auf dem Bildschirm konsumieren, doch wenn die Leute selbst so dumm sind und keine Neuigkeiten haben, brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie nichts Neues lesen können.“

„Frauen und Computer“, sagt Hans, „das ist schwierig.“ Er kenne zwar Frauen, „die wirklich mit Computern umgehen können“, aber sie würden nie in eine Mailbox gehen, das sei für sie verlorene Zeit: „Frauen werden unheimlich angemacht.“

Schon mal Hakenkreuze

rübergeschickt

Hans ist „unpolitisch“, wenn aber die Rechtsradikalen die Mailboxen entdecken, dann „wird es ganz böse“. Leute hätten schon mal „Hakenkreuze rübergeschickt“, worauf andere nur mit „Ihr rechten Arschlöcher“ antworten konnten. Wenn jemand sich unter dem User-Namen „Arschficker“ in der Hacker-Box einträgt, wird er von Hans „so schnell gelöscht, daß niemand bemerkt, daß es ihn überhaupt gibt“. Überhaupt: „Über Mailboxen Krach zu kriegen, ist total einfach. Manche Leute schreiben so einen Mist.“

„Irgendwo“, sagt Hans, der Tag für Tag bei Problemen mit Modem und Computer telefonisch weiterhilft, „hat man sich unentbehrlich gemacht, trägt Verantwortung dafür, muß dann allerdings auch entsprechend leben.“ Die Datenfernübertragung, die eigentlich von Raum und Zeit unabhängige Kommunikation verspricht, fesselt ihn an seine Wohnung: „Wenn die Leute anrufen, sind ihre Computer ja meistens kaputt.“