Bioreinigung oder Öldunst-Emmission?

■ Skeptische OslebshauserInnen gegen Umweltschutz Nord / Heftige Zweifel an „bestechender Idee“

Fressen die Bakterien der Firma Umweltschutz Nord nun das Öl aus verschmutzten Böden, oder gehen sie daran zu Grunde? Verdunstet das Öl also aus der „Intensivrotte“ der Umweltfirma und legt sich in Oslebshausen und Gröpelingen in die Fensterbänke

und auf die Bronchien? Die Nach barInnen des Bremer Industriehafens waren am Donnerstagabend in den Saal des Bürgerhauses Oslebshausen gekommen, um gerade das zu erfahren. Was sie hörten, konnte ihre Skepsis nicht besänftigen.

Zur Erinnerung: Mit einer vorläufigen Betriebsgenehmigung ist Umweltschutz Nord schon seit dem April 1989 auf dem Gelände der stillgelegten Mobil-Oil-Raffinerie tätig, auf einem mit Mineralöl hochbelasteten Grund. Eine endgültige Betriebserlaubnis ist von weiteren Gutachten abhängig. Obwohl gerade auf die Reinigung solcher Böden spezialisiert, rührt die Umweltfirma ihr schmieriges Erbe nicht an, sondern bringt verschmutzte Böden von Mercedes, vom ehemaligen Gaswerk Woltmershausen und andere dorthin und unterzieht sie einer „Intensivrotte“.

Die Idee ist bestechend: Bakterien und kleinste Pilze knacken die Kohlenwasserstoff-Verbindungen des Mineralöls auf, sie wandeln das grundwassergefährdende Öl in ungiftige Verbindun

gen um. Daß das funktioniert, erkennen auch die Kritiker an. PeterUlrich für die Naturschutzver bände und die Grünen: „Auf wissenschaftlicher Ebene High -tech, den Methoden nach Steinzeit“.

Die Steinzeitmethoden: Die belasteten Böden werden auf spezielle Beete gebracht, immer wieder umgesetzt, belüftet und sogar beheizt. Dadurch gast das Mineralöl aus, es verdunstet einfach,

und die Bakterien, die es eigentlich fressen sollten, bleiben auf der Strecke, weil das Erdreich zu trocken wird.

Volker Schulz, Mikrobiologe bei Umweltschutz Nord, rechtfertigte das Verfahren: Zum Leben und Ölfressen brauchen die Bakterien jederzeit reichlich Sauberstoff, deswegen würden die Böden ständig gewendet. Austrocknen ließe man die Böden

nicht. Aber: Daß ein Teil des Öls verdunstet, räumte Schulz ein, wenn auch nach langem Zögern. Wieviel, wußte am Donnerstag keiner zu sagen. Immerhin hat das Gewerbeaufsichtsamt die Öldunstkonzentration in der Halle gemessen - diese Behörde hält also für denkbar, daß der Öldunst der Gesundheit der Mitarbeiter gefährlich werden kann. Die Meßergebnisse stehen noch aus.

Oslebshausen und Gröpelingen liegen im Schatten der Schlote. Von Klöckner bis Plump ziehen sich die Dreckschleudern an der Weser entlang und streuen ihre Emmissionen über die kleinen Reihenhäuser und in die schmalen Gärten. „Husten tun wir hier alle und immer“, sagt eine Frau aus der Hüttenstraße, „ich habe Bronchialasthma.“ Sie bot an, daß in ihrem Garten eine feste Meßstation der Umweltbehörde eingerichtet wird: „Bisher wird auf der anderen Seite der Klöckner-Hütte gemessen, bei der Moorlosen Kirche an der Weser. Da kommt der Wind her, da ist die beste Luft von Bremen.“

Michael Weißfeld