Putschisten: Gnade wg. Vollrausch?

Hamburg (dpa) — Die Moskauer Verschwörer, die im August Präsident Gorbatschow stürzen wollten, waren Abenteurer und Alkoholiker ohne konkrete Pläne. Das geht aus Video-Protokollen der ersten Verhöre hervor, aus denen 'Der Spiegel‘ Auszüge veröffentlicht. Die Putschisten flehen in den Vernehmungen um Gnade. Sie beteuerten einhellig, daß sie Gorbatschow nur überzeugen wollten, „entschlossenere Schritte“ zur Verbesserung der Lage in der Sowjetunion zu unternehmen. Ex-Verteidigungsminister Dmitri Jasow bereute, daß er sich „als alter Dummkopf an diesem Abenteuer“ beteiligt hatte. Jasow und Ex-KGB-Chef Wladimir Krjutschkow beteuern, eine Ermordung des Präsidenten sei niemals erwogen worden. Jasow versuchte in seiner Vernehmung, den Staatsstreich als Scherz hinzustellen. „Wir haben Janajew gesagt, das war doch irgendwie ein Scherz, nicht, am Ende soll man das so hinstellen wie einen Scherz.“ Der ehemalige Ministerpräsident Pawlow streitet eine Verschwörung sogar rundweg ab. Er selbst habe allerdings „wohl nicht mehr das volle Bewußtsein“ gehabt, weil er wegen „sehr starker Kopfschmerzen und sehr hohen Blutdrucks“ starke Medikamente hätte nehmen müssen. Auch habe er übermäßig Alkohol genossen und von den Putsch-Plänen geistig eigentlich überhaupt nichts mitbekommen. Pawlow: „Da lag ich schon flach.“