Genfer Konferenz: Vance warnt...

■ ... vor Gefährdung der UNO-Truppen bei Nato-Einsatz

Genf (taz) – Weiter so. Mit diesen zwei Worten läßt sich das Ergebnis der gestrigen Genfer Jugoslawienkonferenz auf Außenministerebene zusammenfassen. Der Konferenzvorsitzende Cyrus Vance berichtete zu Beginn über die Bemühungen der sechs Konferenzarbeitsgruppen in den letzten 104 Tagen und mußte einräumen, daß die bisherigen Erfolge dieser Verhandlungen nur minimal sind. Dennoch empfahl er auch im Namen seines Mitvorsitzenden David Owen die Fortsetzung der Konferenz ohne Veränderungen ihrer Aufgabenstellung, Struktur und Zusammensetzung.

Über die Nichteinhaltung der zahlreichen Abmachungen und Waffenstillstände der letzten Monate wie die schweren Menschenrechtsverbrechen vor allem in Bosnien-Herzegowina sprach der Konferenzvorsitzende nur in allgemeiner Form. Er betonte die Verantwortung aller drei Kriegsparteien und unterließ die ausdrückliche Erwähnung der Serben.

Vance wandte sich ebenfalls im Namen von Owen gegen militärische Maßnahmen zur Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien– dadurch könnten die UNO- Truppen sowie andere internationale Beobachter gefährdet werden – sowie gegen die Aufhebung des Waffenembargos. Auch hinsichtlich der Einrichtung von Schutzzonen für die notleidende Bevölkerung in Bosnien äußerte er sich skeptisch.

Vor Beginn seiner Rede hatte der Konferenzvorsitzende eine Botschaft des UNO-Generalsekretärs an die Konferenzteilnehmer verlesen. Darin warnte auch Butros Ghali vor Maßnahmen, die „die Gewalttaten fortsetzen und eskalieren könnten“. Ende Dezember sollen in Genf Butros Ghali und die Präsidenten Kroatiens und Jugoslawiens, Franco Tudjman und Dobrica Cosić, zusammentreffen. Für Anfang Januar haben Vance und Owen die Führer der bosnischen Serben, Kroaten und Muslime samt ihren militärischen Kommandeuren zu Verhandlungen nach Genf eingeladen.

Erst nach diesen Treffen sehen sich die beiden Konferenzpräsidenten „in der Lage, die Möglichkeiten für eine politische Verhandlungslösung“ zu beurteilen.

Prominentester Zuschauer bei dem Schachschauwettkampf Bobby Fischer gegen Boris Spassky am 5. November in Belgrad, den das US-Finanzministerium gestern zum Anlaß für einen Haftbefehl gegen Fischer wegen Sanktionsbruchs nahm (siehe Sportseite), war David Owen. Während Owen die von der Regierung Milošević gesponserte Schachveranstaltung durch seine Anwesenheit aufwertete, ließ sich Vance bei einem Treffen mit Milošević frühere Vereinbarungen über einen Abzug aller serbischen Kampfflugzeuge aus Bosnien wieder ausreden. Andreas Zumach