„Baggersee Heroes“ gegen „Eisbären“

■ Lillehammer am Osterdeich: Eisekaltes Eishockey-Turnier lockte 11 Teams auf die Kufen

Es war Rosenmontag, im norwegischen Lillehammer spielten und spurteten unzählige Athleten. Für die BremerInnen ein Tag zum vor dem Fernseher Sitzen, denn draußen war klirrende Kälte. Die Temperaturen lagen so weit unter Null, wie im gesamten Winter noch nicht. Doch weder Kälte noch Olympia konnten rund 100 Kids und Teens davon abhalten, „ihr“ Eishockey-Turnier zu spielen. Der Veranstalter, die Kinder- und Jugendinitative e.V. Schildstraße im Ostertor hatte „alle eishockeybegeisterte Kinder und Junggebliebene“ auf die Eisfläche vom Bremer Eislauf Club eingeladen. Und gekommen waren Talente bis zum Alter von strammen 58 Jahren.

Der Wanderpokal wurde in diesem eher „verregneten Winter“, zum fünftenmal ausgetragen, mit einem kleinen Rekord, es meldeten sich nämlich gleich 11 Teams. Was für ein Anblick: Da standen die Arster Kids im Alter von sieben, acht Jahren den 16-17 jährigen langen Kerls vom Schulzentrum Mitte aus Bremerhaven gegenüber. „Das kann nie gutgehen“, spotteten die angereisten Mannschaften, als der Veranstalter Ulli Barde die Aufstellung bekanntgab. Doch die „wendigen Kleinen“, hielten sich wacker, das besagte Duell, ging mit einem 0:0 zuende.

Es gab noch eine weitere Reihe solcher Überraschungen, die starken „Studies“ von der Uni Bremen, kamen an den hochmotivierten Teens vom Lagerhaus Schildstraße nicht vorbei, obwohl die vor Spielbeginn einen „riesen Respekt“ zugaben: „Ulli, gegen die spielen wir nicht“. Da half nur Seelenmassage, und die wirkte: Nachdem der „Coach“ eine Mannschaftsbesprechung einberufe hatte, konnten es die Jugendlichen kaum erwarten gegen die „Doktoren“ zu spielen.

Die rauhen Temperaturen ließen das einzige komplette Mädchenteam geschlossen abreisen. Carolin Düttmer aus der St. Johannis- Schule, spielte als einziges Mädchen im Team der „Mönche“. Carolin ist „von Hause eigentlich Hockeyspielerin“. Warum sie mitmacht? „Die Hauptsache ist der Spaß, gewinnen ist zwar gut, aber nicht das wichtigste.“

Das ist dann auch die gesamte Philosophie hinter dem Turnier. Der Veranstalter, der Pädagoge Ulli Barde, Leiter der Schidstraße Initative, möchte „mit diesem Mannschaftssport Intergration, zwischen Jung und Alt, über die Stadtteile hinweg erreichen.“ Das ist zumindest für diesen Abend gelungen, der älteste Teilnehmer war Hubert Kessler, mit seinen 58 Jahren trainiert er seit drei Jahren jeden Montag abend im Eisstadion. „Wir von der Schildstraße spielen im Sommer und gehen im Winter zum Jokobsberg“, sagt der Schlittschuh-Oldie. Zum Montagabend-Training finden sich nie weniger als 25-30 Teens ein, jeder spielt dann in einer der 4-5 Mannschaften, so entsteht ein „super Atmosphäre“, weil jeder Spieler mal in ein anderes Team wechselt.

Zum sportlichen Gelingen trug gerade auch der „richtige Sportgeist“ während des Turniers bei. Als dem Stürmer der „Baggersee Heroes“ aus Wilstedt die Füße eingefroren waren, zögerten die Jungs vom „DNA Team Bruchhausen“ keine Sekunde, es wurde „in echt“ getauscht. Nicht nur Stürmer, auch Schläger, Schittschuhe und Strümpfe wechselten munter die Benutzer.

Je später der Abend, und der dauerte von fünf Uhr am Nachmittag bis zehn am Abend, desto besser die Stimmung. Karl Cziommer, der Lehrer und Trainer der „Mönche“, sorgte sich nicht einmal um den nächsten Schultag: „Die Teens gehen sonst auch nicht früher zu Bett, beim Sport wird außerdem immer eine Ausnahme gemacht.“ Zu vorgerückter Stunde, als auch so etwas zweitrangiges, wie der erste, zweite und dritte Platz ausgespielt waren, saßen jung und alt gemütlich beieinander. Bei einer Tasse Kakao wünschten sich die „Eishockey Cracks“ für nächstes Jahr „eine zugefrorene Sempkenfahrt und einen richtigen Winter.“ Nina Jeglinski