■ Nachgefragt
: PDS: Im Westen eher staatsfeindlich

Aus Niedersachsen ist Rolf Köhne (42) für die PDS in den Bundestag gekommen. Der Elektroingenieur, Vater von drei Kindern, war seit dem Beginn der 70er Jahre in der DKP aktiv und trat 1989 aus. Er ist einer von 5 Abgeordneten, die über die West-Listen den Sprung über die 5-Prozent-Hürde geschafft haben.

taz: Ist die PDS im Westen - mit 0,9 Prozent - gescheitert?

Rolf Köhne: Sie war 1990 gescheitert. Es hat nicht funktioniert, von oben die Partei auszudehnen. Jetzt kommt der Parteiaufbau langsam in Gang.

Das kritische Milieu im Westen sympatisiert mit der SPD oder mit den Grünen. Hat die PDS da eine Chance?

Das ist sicherlich ein weiter Weg.

Lothar Bisky soll angekündigt haben, daß nach der Bundestagswahl in den West-Landesverbänden aufgeräumt werden soll.

Nein. In Hamburg gab es ein Plakat „Keine Todesstrafe auf Raten, durch das von der BILD-Zeitung der Vorwurf entstanden ist, wir würden terroristische Vereinigungen unterstützen. Das Plakat nahm aber Bezug auf einen PDS-Verfassungsentwurf. Dieser Konflikt ist vom Tisch.

Ist die West-PDS ein Sammelbecken linker Sektierer?

Natürlich sind Menschen dazugestoßen, die schon früher organisiert waren. Zum Beispiel hat der Bund Westdeutscher Kommunisten sich als Arbeitsgemeinschaft angeschlossen. Ich würde aber nicht von linken Sektierern sprechen. Bei uns in Hannover sind 2/3 der Mitglieder jung und haben vorher noch nichts anderes gemacht.

Gibt es programmatische Unterschiede zwischen PDS-Ost und PDS-West?

Es gibt unterschiedliche historische Erfahrungen. Die meisten im Osten waren früher staatstragend, während wir hier im Westen staatsfeindlich waren. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Ansätze. Die PDS im Osten ist in allen Parlamenten vertreten. So gibt es im Osten vielleicht mehr Kompromißbereitschaft.

PDS-Abgeordneter Stefan Heym wollte sich nicht mit der PDS-Abgeordneten Kerstin Kaiser an einen Tisch setzen...

Stasi ist nicht gleich Stasi. Da muß man differenzieren und den konkreten Einzelfall betrachten. Ich habe mich in dieser Frage mehr oder weniger enthalten.

Ich kann mir durchaus vorstellen, daß es zwischen Leuten wie Heym und Zwerenz Konflikte gibt. Die sind sehr eigenwillig und haben besondere Lebenserfahrungen. Damit müssen wir umgehen lernen.

Wann wird es die PDS auf der Regierungsbank geben?

In Mecklenburg-Vorpommern sicherlich in einigen Jahren. Ich persönlich halte da wenig von. Die großen Probleme können wir nur lösen, wenn wir in Bonn Einfluß nehmen. Da müssen wir irgendwann nach der Verantwortung streben. Das hängt aber auch davon ab, wie sich SPD und Grüne weiterentwickeln.

Int.: Danyel Reiche, Hannover