Jäh unterbrochen

■ Unterstützer der Berliner Antifa stören Kaindl-Prozeß mit Buttersäure

Berlin (taz) – Der Auftritt des Zeugen Thorsten Thaler im Prozeß um den Tod des rechtsradikalen Gerhard Kaindl wurde gestern jäh beendet: Thaler, ehemaliges Mitglied der „Deutschen Liga“, der bei dem Überfall auf das Treffen von Rechtsextremen im April 1992 schwer verletzt wurde, konnte vor dem Berliner Landgericht gerade einmal seinen Namen und seinen Beruf – gelernter Verwaltungsangestellter – sagen, da zog beißender Buttersäuregestank durch den Saal. Damit haben die etwa 60 UnterstützerInnen der Berliner Antifa den U-Haftaufenthalt der fünf verbliebenen Angeklagten vermutlich jedoch unnötig verlängert. Die Verteidiger sehen Grund zur Hoffnung, daß der Prozeß zu einem „sehr zügigen“ Ende geführt werde, hieß es. Die Angeklagten – der Hauptverdächtige für die tödlichen Messerstiche ist nach wie vor flüchtig – müssen sich lediglich wegen gefährlicher Körperverletzung oder Körperverletzung mit Todesfolge verantworten. Damit dürften die Vernehmungsmethoden des Staatsschutzes nicht mehr zur Sprache kommen. Der Hauptbelastungszeug Bazdin Y. hatte unter anderem behauptet, der Staatsschutz habe ihm das Geständnis in wesentlichen Teilen in den Mund gelegt. Dafür spricht auch der Wortlaut der Vernehmungsprotokolle. Christoph Kliesing, Verteidiger von Abidin E., besteht weiterhin darauf, die Staatsschutzbeamten zu diesen Vorwürfen zu hören. Der Prozeß gegen seinen Mandanten wurde gestern separat fortgesetzt. Jeannette Goddar