Bessere Noten, aber weniger Jobs

■ Behinderte Frauen gründeten in Niedersachsen Netzwerk gegen Benachteiligung

Hannover„Wir nehmen unsere Angelegenheiten selbst in die Hand“, heißt es selbstbewußt in der Gründungsresolution des niedersächsischen Netzwerkes behinderter Frauen, das jetzt in Hannover aus der Taufe gehoben worden ist. Durch ihre Behinderungen seien sie doppelt diskriminiert, klagen die Frauen. „Wir sind es als Behinderte gegenüber Nichtbehinderten und als Frauen gegenüber Männern“. Das Netzwerk wolle Konzepte gegen die Benachteiligung behinderter Frauen erarbeiten, erläutert Andrea Hammann, die von den rund 50 Teilnehmerinnen des Gründungstreffens zu einer von drei gleichberechtigten Sprecherinnen gewählt wurde.

Eine weiterer Grund für die Gründung sei die männliche Dominaz in den klassischen Behindertenverbänden. Deshalb gebe es ein großes Bedürfnis, eigene Diskussionszusammenhänge zu schaffen, fügt Renee Krebs-Rüb, Mitarbeiterin im Büro des niedersächsischen Behindertenbeauftragten, hinzu. Neben Niedersachen haben sich bereits in Hessen Frauen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Auch in Berlin und Nordrhein- Westfalen stehen Gründungen bevor.

Eine von vielen Benachteiligungen: Die Zahl erwerbstätiger behinderter Frauen liegt weit unter der behinderter Männer, obwohl die Frauen im Schnitt über bessere Schulabschlüsse verfügten. Im Gegenzug seien behinderte Hausfrauen eine besonders vemachlässigte Gruppe, kritisiert Hammann. Während Unternehmen finanzielle Zuwendungen für die behindertengerechte Ausstattung von Arbeitsplätzen erhielten, gebe es kaum Zuschüsse für die notwendige Umrüstung der eigenen Wohnung, berichtet die 38jährige Sprecherin, die seit einem Unfall querschnittsgelähmt ist, aus eigener Erfahrung.

Im Netzwerk hat sich ein breites Spektrum von Frauen mit unterschiedlichsten Behinderungen zusammengefunden. Auf ihrem Gründungstreffen haben die Frauen vier Arbeitsgruppen gebildet. Themen sind unter anderem die Probleme von Müttern mit Behinderungen sowie die sexuelle Gewalt gegen behinderte Frauen. Das Netzwerk will viermal jährlich zu einem Plenum einladen, bei dem die Erfahrungen aus den Gruppen ausgetauscht werden sollen. Zur Unterstützung ihrer Arbeit wünschen sich die Frauen die Einrichtung einer Geschäftsstelle. Die Finanzierung soll das Land Niedersachsen übernehmen, fordert Hammann, die an die SPD-Regierung appelliert, „auch in Zeiten knapper Kassen die Belange von Behinderten nicht hinten rinter kippen zu lassen“.

Danyel Reiche

Kontakt über das Büro des Behindertenbeauftragten des Landes Niedersachsen, Tel. 0511-120423/424