Sanssouci
: Nachschlag

■ Musical im Saalbau

Ein neues Musical – ein musikalisches Happening im Waschsalon ward angekündigt. Na, wenn das nicht „wunderbar“ wird. Ein Stoff duftet nach Märchen, Romanze und in Verbindung mit dem Waschsalon auch nach Witz und Charme. À la Aschenputtel sucht Er die Frau, die zu ihm und in die Magic Panties paßt. Doch genau hier fängt das Verhängnis bereits an. Peinlich und ästhetisch geradezu grauenerregend sind sie, diese heißen Höschen, die so gar nicht nach Verzauberung aussehen. Am Ende polstert das herzförmige Satinsitzkissen mit Rüschen mehr als unvorteilhaft die Hüften der lange gesuchten Traumfrau. Er trägt das passende Pendant und übertrifft sogar noch ihre Ungestalt, da graublaue, lange Schlabberunterhosen unter dem Satinungeheuer stecken. Aha, denke ich mir: Liebe macht wohl lächerlich. Da auch die restlichen Kostüme eine Geschmacksverirrung sind und der Tanz der DarstellerInnen meist (noch) auf unsicheren Beinen steht, ist der Waschsalon im Saalbau Neukölln zu Recht auf schiefer Ebene gebaut – hier geht ausnahmsweise ein Lob an den Bühnenbildner Frank Prielipp. Hier also rollt das Musical von Annette Senger (Text) und Niclas Ramdohr (Musik und Songtexte) ab, mal mit melodischem, verliebt angesäuseltem Weichspüler, mal im teuflisch inspirierten Schleudergang. Denn so einfach sind die Magic Panties nicht zu haben.

Waschsalonbetreiber Freddy mit sattem, bebendem Baß offeriert dem ewig Einsamen – Typ: vermiefter Studi – die magischen Panties. Der Haken ist nur, daß der Salonbetreiber einen Dreizack trägt und zweifelhafte Lektüre „für Teufel“ liest. So kommen denn all die Frauen, die nicht zum Schlüpfer passen, zu Tode. Dies ruft die Polizei auf den Plan – und natürlich muß es schließlich die ermittelnde Beamtin sein, die in den Schlüpfer paßt. Antje Riez, Absolventin des Berliner Musical-Studienganges an der HdK, ist in dieser Rolle die einzige, die tatsächlich mit ihrer Stimme spielt, die Gefühl wagt, auch wenn mal ein Ton danebengeht. Sie allein (abgesehen von Opernsänger Jerold J. Gordon, dem teuflischen Salonbetreiber) kann dem schmetternden Orchester im Hintergrund Kontra bieten. Übervorsichtig wirken die gemeinsamen Songparts, genauso die einstudierten Tanzszenen. Noch sieht man die Absichten der Choreographie – um im Waschjargon zu bleiben: Hier knirscht noch jede Menge Kalk in der Maschine. Drive und Elan fehlen allzuoft, um das Musical mit seiner passablen Story und seiner Musik, die für meinen Geschmack eine Spülung zuviel „Broadway“ abbekommen hat, zum Erlebnis zu machen. Schauspielerisch garantiert waschechter Glanzpunkt war, zu guter Letzt, Monika Guthmann als Galeristin und personifizierte Pornographie. Petra Brändle

Bis 19. 3., Do–So, 20 Uhr, Saalbau Neukölln, Karl-Marx-Str. 141