Information ja, Abtreibung nein? Irlands PolitikerInnen stimmen ab

Am liebsten hätten die irischen Parteien weiterhin einen großen Bogen um das Thema gemacht: Mit der Abtreibungsfrage kann man keine Stimmen gewinnen. Heute aber müssen die PolitikerInnen Farbe bekennen, wenn ein neues Gesetz dem Parlament in zweiter Lesung vorgelegt wird. Dabei geht es lediglich um das Recht auf Informationen über Abtreibungsmöglichkeiten im Ausland.

Bis vor drei Jahren war selbst das verboten. Doch dann kam der „Fall X“: Eine 14jährige war nach einer Vergewaltigung schwanger geworden und durfte erst nach höchstrichterlicher Entscheidung in eine englische Abtreibungsklinik ausreisen. Die damalige Regierung schob daraufhin dem Volk den Schwarzen Peter in Form eines Referendums zu, doch sie erhielt ihn prompt zurück: Zwar wollte das Volk Abtreibungen nicht legalisieren, aber das Recht auf Reise- und Informationsfreiheit gestand man den Irinnen zu.

Seitdem wurde an einer Formulierung gebastelt. Herausgekommen ist ein schwammiger Gesetzestext, der es ÄrztInnen erlauben würde, die Adressen englischer Abtreibungskliniken weiterzugeben, nicht jedoch die Frauen dorthin zu überweisen. Das geht den Frauenorganisationen nicht weit genug – und ist doch für die selbsternannten Lebensschützer ein heftiger Affront: Sie haben am vergangenen Wochenende einen regelrechten Propagandakrieg begonnen. Katholische FundamentalistInnen bombardieren Abgeordnete und Radio-Talkshows seitdem mit Anrufen, die Bischöfe machen Front gegen die Regierungsparteien. Die Kampagne zeigt Wirkung, die Entscheidung steht auf Messers Schneide: Zwei Abgeordnete der Regenbogenkoalition haben sich öffentlich vom Gesetzesentwurf distanziert. Und selbst die Oppositionspartei Fianna Fáil, die bis November an der Macht war und ein ähnliches Gesetz plante, wird heute wohl gegen die Vorlage stimmen. Ralf Sotscheck, Dublin

Foto: Derek Speirs