Das Portrait
: Kaffeepflanzer und Sandinistenfresser

■ Arnoldo Alemán

Deutsche vergleichen das Temperament des 50jährigen Kaffeepflanzers und Anwaltes, der am Sonntag zum neuen Präsidenten Nicaraguas gewählt wurde, gelegentlich mit dem eines Franz Josef Strauß. Als Populist oder Caudillo möchte Alemán allerdings „auf gar keinen Fall“ verstanden werden. Vielmehr will er als Retter des „wahren Liberalismus“ in die nicaraguanische Geschichte eingehen. Berührungsängste auch mit dem Erbe der Nationalliberalen Partei des ehemaligen Diktators Somoza hat er nicht – schließlich habe der sandinistische „Diktator Daniel Ortega“ „mindestens genausoviel Schaden angerichtet“.

Im Kurzcurriculum seines Pressebüros ist von den Stationen eines „ausgezeichneten“ Schülers und Studenten die Rede. Als Jahresbester der Nationaluniversität beendete er mit gerade mal 22 Jahren das Jurastudium und wechselte anschließend in die Privatwirtschaft. Zugleich entdeckte er, auf einer geerbten Finca seines Großvaters, das Kaffeegeschäft. In den 80er Jahren, zu Zeiten der sandinistischen Revolutionsregierung, focht er als Vorsitzender verschiedener Kaffeepflanzer-Vereinigungen gegen die „entfesselte Verstaatlichungspolitik“, der schließlich auch ein Teil des Familienbesitzes zum Opfer fiel. Und wegen Verdachtes auf „somozistische Konspiration“ mußte Alemán sieben Monate ins Gefängnis.

In die Parteipolitik stieg Alemán erst Ende der 80er Jahre mit der Liberal-Konstitutionalistischen Partei (PLC) ein – und landete nach der sandinistischen Wahlniederlage 1990 flugs im Bürgermeisteramt der Hauptstadt Managua, wo er sich bald als radikaler Revanchist einen Namen machte, der etwa die Wandmalereien sandinistischer Künstler übertünchen ließ. Bis zu seiner offiziellen Kandidatur für das Wahlbündnis Liberale Allianz (AL) bemühte er sich, durch Veränderungen im hauptstädtischen Outfit aufzufallen: Springbrunnen und Straßenschilder wurden errichtet, Grünanlagen gesäubert. An der miserablen Infrastruktur in den Armenvierteln änderte sich nichts.

Neben guten Verbindungen zur rechten kubanischen Exilszene in Miami werden Alemán immer wieder Kontakte zur alten Somoza- Garde nachgesagt. So soll er ausgerechnet dem Sohn des Diktators, Anastasio Somoza, den Posten des obersten Armeechefs angeboten haben – was er allerdings dementiert. Anne Huffschmid