Thema: Räuberinnen

Die mangelnde Fürsorge, die Vater Staat seinen Töchtern hierzulande angedeihen läßt, ist in der Tat schon eine sprichwörtliche. Sichtbar wird dies vor allem in schlechten Zeiten, und Feminisierung der Armut heißt dann und heißt jetzt das Schlagwort. Gar nicht so verkehrt ist dabei die Feststellung amerikanischer Feministinnen, daß etliche Frauen gerade mal einen Ehemann von der Armut entfernt sind.

Es drohen sozialer Abstieg und als dessen schlimmstes Ende gar der Einstieg in die Kriminalität oder die Obdachlosigkeit.

Ironischerweise ermöglicht gerade die Straffälligkeit von Frauen den Historikerinnen, die Geschichte weiblicher Armut anhand von Gerichtsprotokollen und schriftlich festgehaltenen Verhören nachzuzeichnen. Und nicht minder ironisch ist dabei die Tatsache, daß wir heute dazu neigen, von diesen von der Gesellschaft Ausgestoßenen mystifizierend von „Räuberinnen“, ja gar „Großen Räuberinnen“ zu sprechen. Gemeinhin nämlich assoziieren wir bisher mit Räubern eher Lagerfeuerromantik, wilde und rauhe Gesellen. Die SchweizerInnen kennen zwar eine „Räuberkönigin“, Clara Wendel. Doch überwiegt auch hier die Fiktion. Unsere Autorin Eva Grundl blickte genauer in die Archive des deutsch-österreichischen Grenzgebietes.

Ihr zeigte sich zweierlei: Weder hatte das „gewöhnliche“ RäuberInnenleben jemals auch nur in geringstem Maße etwas zu tun mit einem aufregenden Abenteuer- und Wanderleben, noch kam nur aus des männlichen Räubers Mund der Spruch: „Und wenn der Kopf rollt, sag' ich hoppla.“