Sauerbraten mit Musik

■ Joseph Vilsmaier erzählt die Geschichte der Comedian Harmonists als männerbündisches Schicksalsdrama

Putzig verfrorene Nasen und Atemluft vor dem Gesicht. Noch ist es eng und kalt beim Singen. Trotzdem ist es schon nostalgisch.

Joseph Vilsmaier erzählt die Geschichte der legendären Comedian Harmonists von Anfang an als männerbündisches Schicksalsdrama. Die ärmlich enge Künstlerbude ist exemplarisch: für das, was der Film aus der Halbdistanz an Klischees in den Mittelpunkt seiner Kulissen schiebt. Da paßt die genauere gesellschaftliche Umgebung nicht unbedingt in den Blick, was wiederum wichtig gewesen wäre. Denn immerhin beginnt die Karriere der Comedian Harmonists 1927 im Berlin der Weimarer Republik und endet 1935 in Hitler-Deutschland. Statt dessen beschränkt sich der Film, der historische Treue zur Schau stellt, stellvertretend auf grobflächige Einstellungen, und Demonstrationen der aufkommenden Nazi-Macht verflüchtigen sich in ein paar Duellsituationen.

Sie seien „total unpolitisch“gewesen, äußert sich Vilsmaier über die Gruppe, die verboten wurde, weil die Hälfte ihrer Mitglieder und drei Viertel ihres Repertoires jüdischer Herkunft waren. Abgesehen davon, daß „unpolitisch“ein merkwürdiges Adjektiv abgibt, liefert es an dieser Stelle eine schlechte Ausrede für die wuchtig-simple Politik der Bilder. Vilsmaiers Optik setzt aufs biedere Sentiment, auf den moralischen Schulterschluß. Einen „bleibenden Eindruck“wollte er hinterlassen, sagt er und serviert – wie die Mutter Biberti den Sauerbraten – zu Weihnachten ein deftiges Rührstück. Mit allen derzeit verfügbaren aktuellen deutschen Leinwandstars, mit viel Musik und Mädchen: Zutaten, die es für ein Wirtschaftswunder braucht.

Elisabeth Wagner

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