111 französische Promis bekennen Drogenkonsum

■ Auch Cohn-Bendit riskiert Haftstrafe mit Unterzeichnung von Appell zu Drogenfreigabe

Paris (AFP) – In Frankreich haben über einhundert Prominente zugegeben, früher einmal Rauschgift genommen zu haben. Die Künstler, Wissenschaftler und Politiker setzten ihre Unterschrift unter einen gestern veröffentlichten Aufruf, mit dem eine neue Diskussion über die Freigabe von weichen Drogen in Gang gebracht werden soll. In dem „Appell der 111“ heißt es: „Im einen oder anderen Moment meines Lebens habe ich Rauschgift genommen. Ich weiß, daß ich wegen dieses öffentlichen Bekenntnisses als Drogenkonsument angeklagt werden kann. Dieses Risiko nehme ich auf mich.“

Zu den Unterzeichnern gehört auch der grüne Frankfurter Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit, der in Frankreich auch heute noch als Anführer der Studentenunruhen vom Mai 1968 bekannt ist. Schon kurz nach ihrem Amtsantritt hatte die grüne französische Umweltministerin Dominique Voynet erklärt, sie sei schon immer für die Freigabe von Marihuana gewesen.

Der Appell richtet sich gegen ein Gesetz aus dem Jahr 1970, das nicht nur den Konsum von Drogen, sondern auch die „Anstiftung“ zum Drogengenuß unter Strafe stellt. Gestartet wurde der Appell von der Pariser Aids-Hilfegruppe Act-Up, deren Vorsitzender wegen Aufruf zum Drogenkonsum vor Gericht steht. Ihm wird vorgeworfen, ein Flugblatt mit dem Titel „Ich liebe Exstasy“ verteilt zu haben. Darauf stehen nach dem französischen Strafgesetzbuch bis zu fünf Monate Haft und 500.000 Franc Geldstrafe (150.000 Mark).