Rumänische "Klaukinder" müssen zurück

■ Eine Delegation der Jugendverwaltung kündigt nach Bukarest-Reise an, straffällige Kinder in Kooperation mit rumänischen Behörden in ihre Heimat "rückzuführen". Eine Stiftung soll ihnen Ausbildungsmögl

Kriminelle Kinder und Jugendliche, die illegal in Berlin leben, sollen so schnell wie möglich in ihr Heimatland „zurückgeführt“ und dort in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht werden. Das hat eine Delegation der Senatsjugendverwaltung mit Regierungsbehörden in Bukarest vereinbart. „Wir haben mit sehr überzeugenden Leuten geredet und sind, was die Zukunft der Kinder und Jugendlichen angeht, sehr zuversichtlich“, faßte der Leiter des Landesjugendamtes, Wolfgang Penkert, gestern das Ergebnis der viertägigen Reise zusammen. Von der Rückführung werden rund 50 strafunmündige Kinder unter 14 Jahren sowie rund 100 Jugendliche betroffen sein. Die von kriminellen Banden eingeschleusten sogenannten „Klaukinder“ werden in Berlin nach Angaben der Kripo wie Leibeigene gehalten und müssen monatlich mehrere zehntausend Mark durch Diebstähle erbeuten. Aufgrund ihrer Strafunmündigkeit hat die Justiz keine Handhabe gegen sie, und bei den Jugendhilfeeinrichtungen fallen sie wegen ihres illegalen Aufenthalts durch alle Maschen.

Ziel der Reise der Jugendfachleute war es, Rumänien dazu zu bringen, die Verantwortung für die eigenen Kinder zu übernehmen. „Die Rumänen wollen ihre Kinder wiederhaben“, zeigte sich Penkert zufrieden. Weil ein Großteil der Kinder von ihren Familien regelrecht an die Banden verkauft worden seien, ging es Penkert und seinen Leuten vor allem darum, sicherzustellen, daß sich das nicht wiederholt. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) werde in Bukarest zusammen mit drei rumänischen Jugendhilfeträgern, die Erfahrung mit der Integration von Straßenkindern haben, eine Stiftung gründen. Ihre Aufgabe soll es sein, eine Clearingstelle zur Erstaufnahme der rückgeführten Kinder und Jugendlichen zu eröffnen.

Zeitgleich sollen rumänische Sozialarbeiter nach Berlin entsendet werden, um die Kinder zur freiwilligen Rückkehr zu überreden. Die meisten Kinder und Jugendlichen wollten deshalb nicht nach Hause zurück, weil sie Angst davor hätten, wieder in den klassischen staatlichen Heimen zu landen. Diese Angst sollen die Sozialarbeiter ihnen zu nehmen versuchen. Mit von der AWO beigesteuerten Mitteln soll die Stiftung den Kindern eine schulische Ausbildung bis hin zur Erlernung eines Berufs ermöglichen.

Darüber, was Rumänien zur Rücknahme der Kinder motiviere, konnte Penkert nur Vermutungen anstellen: Die Verantwortlichen nähmen den Kinderschutz offenbar sehr ernst, aber man sei auch zunehmend über das schlechte Ansehen im Ausland aufgrund der Kriminalität der Kinder besorgt. Plutonia Plarre