„Diese Kosten könnten die Preise erhöhen“

■ Beim Verkauf der Wasserbetriebe steigen auch die Kosten der Kunden, sagt Cyril Roger-Lacan

taz: Der Berliner Wasserpreis stieg in den vergangenen Jahren unablässig. Deshalb würden die VerbraucherInnen gerne wissen, ob Vivendi die Preise senkt, wenn Ihr Unternehmen den Zuschlag für die Privatisierung der Wasserbetriebe (BWB) erhält.

Cyril Roger-Lacan: Unser Durchschnittspreis für Wasser und Abwasser in Frankreich beträgt etwa 6 Mark pro Kubikmeter. Außerdem sind wir in Sachsen aktiv, wo wir den Verbauchern rund 5Mark in Rechnung stellen. Der Berliner Wasserpreis liegt dagegen darüber – unter anderem, weil die BWB in den vergangenen Jahren sehr hohe Investitionen in die Infrastruktur getätigt haben. Diese Kosten könnten auch in Zukunft noch dazu führen, daß man die Preise erhöhen muß – eine technische und ökonomische Realität, die freilich nichts mit der Privatisierung zu tun hat. Erst auf lange Sicht werden wir den Wasserpreis in Berlin stabilisieren und später senken können. Ich weise aber darauf hin, daß den Preis letztlich der Senat als Aufsichtsbehörde festlegt. Unser Job wäre es, zu diesem Preis bestmöglichen Service und beste Qualität zu liefern.

Niedrige Preise, vom Senat vorgeschrieben, würden also eine geringere Wasserqualität bedeuten?

Abstriche von der gesetzlich geforderten Qualität wird es bei uns nicht geben. Natürlich hängen Preis und Leistung voneinander ab, aber wir werden mit unseren Leistungen den Service und den Umweltschutz verbessern.

Sie schließen nicht aus, daß der Preis steigt?

Auf den Zusammenhang von getätigten Investitionen und Preis habe ich schon verwiesen. Wir können dem Senat und der Bevölkerung aber die feste Zusicherung geben, daß der Preisanstieg mit Vivendi geringer ausfällt als ohne Vivendi.

Werden Sie sich im Kaufvertrag mit dem Senat auf konkrete Beträge festlegen?

Derartige Wünsche des Senats kennen wir nicht. Sie wissen jedoch, daß der Senat versprochen hat, den Wasserpreis in den nächsten drei Jahren nicht steigen zu lassen.

Nachdem Sie 1985 die Wasserversorgung von Paris übernommen haben, stieg der Wasserpreis auf fast das Dreifache.

Dafür sind wir nicht verantwortlich. Wir kümmern uns in Paris ausschließlich um die Verteilung des Wassers, nicht um Produktion und Abwasserbehandlung. Der Hauptgrund für den starken Anstieg waren die Investitionen der Stadt für die Wassergewinnung und Entsorgung.

Vivendi kümmert sich weltweit um alles Mögliche: Wasser, Müll, Energie, Immobilien, Telekommunikation, Medien. Man könnte meinen, Sie wissen nicht genau, worauf Sie sich konzentrieren sollen. Ist Berlin für Sie mehr als ein Etappenort, den Sie bald wieder verlassen?

Vivendi ist ein Dienstleistungsunternehmen für die Grundbedürfnisse der Bürger. An die Zukunft des wiedervereinigten Berlin haben wir schon früh geglaubt. In der deutschen Hauptstadt sind wir der größte ausländische Investor. Für Vivendi als europäisches Unternehmen wird die Stadt in Zukunft eine zentrale Rolle für die Verbindung von West-, Mittel- und Osteuropa spielen – deshalb engagieren wir uns langfristig. Interview: Hannes Koch

Cyril Roger-Lacan ist Europavorstand von Vivendi/General des Eaux