Roma als Flüchtlinge zweiter Klasse

■ In den Lagern abgewiesen und trotzdem zum Kampf gedrängt

Die Zahl der Roma im Kosovo ist nach Angaben des Kölner Rom e. V. weitaus größer als die offiziellen Quellen berichten. Sprecher Kurt Holl sagte gestern in Köln, etwa zehn Prozent der Bevölkerung im Kosovo seien Roma. Bereits in den Jahren vor dem Krieg seien sie von Serben und Albanern genötigt worden, sich als Serben oder Albaner registrieren zu lassen. Damit habe sich die Statistik erheblich verzerrt. Seit Beginn der Nato-Angriffe seien Tausende Roma aus dem Kosovo geflohen – die meisten nach Serbien, wo viele Verwandte hätten.

Die Lager in Makedonien und Albanien würden von den Roma gemieden, weil geflüchtete Kosovo-Albaner und albanische Helfer sie dort diskriminierten. So berichtete der Schriftsteller Neco Osman, ein Teil seiner Familie sei in den Flüchtlingslagern Blace und Stenkovac wegen ihrer Roma-Identität abgewiesen worden. Außerdem würden Roma in den Lagern von medizinischer Hilfe und Versorgung mit Lebensmitteln ausgeschlossen. Albanische Flüchtlingsorganisationen hätten Roma bei ihrer Ankunft in Albanien geraten, ins Kosovo zurückzukehren, um „für die albanische Sache“ zu kämpfen. Kurt Holl sagte, die Roma seien in einer „Sandwich-Situation“. Sie seien serbischen sowie albanischen Pressionen ausgesetzt und müßten dazu noch die Nato-Bomben ertragen. Auch in Deutschland seien Roma vor Albanern nicht sicher. Oft werde versucht, Roma zur Teilnahme am Krieg zu drängen.

Spendenkonto für Roma im Kosovo: Verein zur Förderung der Roma e. V., Stadtsparkasse Köln, Kto. 10 442 822, BLZ 370 501 98, Stichwort: Roma-Hilfe Kosovo.

Sebastian Sedlmayr