Panzervermittler in Kanada geschnappt

■ Polizei fasst langjährig gesuchten Strauß-Freund Schreiber in Toronto

Augsburg (taz) – Der seit Jahren international gesuchte Unternehmer Karlheinz Schreiber aus Kaufering bei Landsberg ist am Dienstagabend im kanadischen Toronto verhaftet worden. Um 18 Uhr griffen die Beamten der „Royal Canadian Mountain Police“ zu. Reinhard Nemetz, Chef der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität Augsburg, hat die Festnahme inzwischen bestätigt. Die Augsburger Ermittlungsbehörde hatte einen Hinweis bekommen, dass der mutmaßliche Drahtzieher lukrativer Panzer- und Flugzeuggeschäfte von der Schweiz nach Kanada geflogen sei. Daraufhin wurde am vorigen Freitag das Amtshilfeersuchen nach Kanada geschickt.

Karlheinz Schreiber, einst Intimus von Franz-Josef Strauß, wurde von der Süddeutschen Zeitung einmal als „Mann für alle Fälle, vor allem beim Handel mit Panzern und Flugzeugen“ bezeichnet. Und genau das ist er auch für die Augsburger Staatsanwälte, sie seit Jahren unter den Aktenzeichen 502 Js 145386/95 und 502 Js 116775/96 gegen Schreiber ermitteln. 1997 erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen ihn. Millionensummen an Provisionen soll Schreiber an hochrangige Politiker bezahlt haben, unter anderem 3,8 Millionen Mark an den Ex-Rüstungsstaatssekretär Holger Pfahls, der ebenfalls per internationalem Haftbefehl gesucht wird. Im Visier der Ermittler sind auch der ehemalige CDU-Schatzmeister Walter Leisler Kiep, Max Strauß und Erich Riedl.

Im Mai hatte es eine Welle von Verhaftungen im Zusammenhang mit der sogenannten „Schreiber-Affäre“ gegeben. Die Augsburger Staatsanwaltschaft wird jetzt innerhalb der vorgeschriebenen 45 Tage die Auslieferung von Schreiber beantragen. Ob die kanadischen Behörden kooperieren, ist noch offen. Als gutes Zeichen wertete es Nemetz, dass Schreiber in vorläufige Auslieferungshaft genommen wurde.

Die Wirtschaftsfahnder auf Schreibers Fersen hatten zeitweilig gehofft, der in der Schweiz lebende Strauß-Freund würde sich wohl irgendwann selbst stellen. Der einstige Teppichhändler betätigte sich auch schon als Chef von Firmen für Fahrbahnmarkierungen, bevor er ins internationale Geschäft als „Vermittler in heiklen Angelegenheiten“ einstieg. Dass Schreiber noch vor Holger Pfahls verhaftet würde, hätten die Staatsanwälte in Augsburg nicht erwartet. Doch sie hatten die vergangenen zweieinhalb Jahre äußerst hartnäckig das Puzzlespiel um die saudischen Fuchs-Spürpanzer aneinandergesetzt. Des Weiteren stellten sie bohrende Fragen bezüglich einer Airbus-Lieferung an Kanada. Klaus Wittmann