Nigeria-Gelder gesperrt

Schweizer Banken blockierten bisher 645 Millionen Dollar. Mehr soll folgen

Berlin (taz) – In der Schweiz werden immer mehr Fluchtgelder aus Nigeria gesperrt. Das Schweizer Bundesamt für Polizeiwesen berichtete gestern, insgesamt seien 645 Millionen Dollar (1,2 Milliarden Mark) auf Konten des 1998 verstorbenen nigerianischen Diktators Sani Abacha und seiner Mitarbeiter blockiert worden. Dies sei auf ein Ersuchen der Regierung Nigerias geschehen.

Bereits vor einem Monat hatten die Schweizer Behörden insgesamt 120 Konten mit 550 Millionen Dollar gesperrt. Vor wenigen Tagen folgten dann weitere 95 Millionen. Die Summe soll weiter steigen. Nach nigerianischen Presseberichten sind in den Zeiten der 1999 beendeten Militärdiktatur 55 Milliarden Dollar aus Nigeria beiseite geschafft worden. Das Geld wurde üblicherweise zuerst innerhalb der Zentralbank auf private Devisenkonten hoher Militärs verschoben und dann ohne Kontrolle außer Landes gebracht. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Militärdiktatur sagte letztes Jahr, es gebe in Nigeria 500 Personen, die mit solchen Methoden jeweils über 10 Millionen Dollar gestohlen hätten.

Die Höhe der jetzt in der Schweiz eingefrorenen Gelder sprengt alle bisherigen Dimensionen. Im bisher größten Fall des philippinischen Ex-Diktators Ferdinand Marcos ging es nur um gut ein Drittel der jetzt gesperrten Summe. Insgesamt schätzt die Weltbank die Höhe des weltweit zirkulierenden Fluchtkapitals aus Afrika auf 110 Milliarden Dollar. Nigeria nimmt dabei mit 15 Milliarden den Spitzenplatz unter den Herkunftsländern ein, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo mit acht Milliarden und Sudan mit sieben Milliarden Dollar.

Wenn auch nur ein Zehntel dieser Gelder zurück nach Afrika fließen würde, sagte kürzlich in Nigeria der Afrikabeauftragte der zuständigen Weltbankagentur MIGA, Ken Kwaku, würde sich Afrikas Wirtschaftsklima entscheidend verändern. D.J.