MAKEDONIEN: MILITÄRISCH KANN DER KONFLIKT NICHT GELÖST WERDEN
: Blinde Unterstützung

Die makedonische Regierung will die albanische Guerilla UÇK jetzt „gnadenlos“ bekämpfen. Das widerspricht jeglicher politischen Vernunft. Denn militärisch lässt sich der Konflikt zwischen slawischer und albanischer Bevölkerung in dem einstigen multikulturellen Vorzeigeland auf dem Balkan nicht lösen. Im Gegenteil: Diese Strategie wird die Spirale der Gewalt lediglich weiterdrehen. Am Ende wird das stehen, was alle, vor allem die internationalen Diplomaten, verhindern wollen: das Auseinanderbrechen des makedonischen Staates.

Nein, die militärische Lösung ist gar keine Lösung. Zwar muss verstanden werden, dass die ursprünglich reformorientierte makedonische Führung von rechts unter Druck geraten ist. Paramilitärische Gruppen, die bereit sind, gegen die Albaner zuzuschlagen, schießen wie Pilze aus dem Boden. Aber gerade deshalb müsste die makedonische Führung jetzt endlich ernsthaft mit den Albanern verhandeln. Dass die beiden Architekten der „Regierung der nationalen Einheit“, die US-Unterhändler Frowick und Foley, gerade jetzt das Handtuch werfen und das Land verlassen mussten, macht die Dinge nur noch schlimmer. Bei ihrem Versuch, die UÇK zum Einlenken und zur Aufgabe des bewaffneten Kampfes zu bringen, hatten die beiden Diplomaten auch Druck auf die makedonische Führung ausgeübt, um Kompromissbereitschaft zu erzeugen. Das war notwendig: Denn nur wenn einige der berechtigten Forderungen der Albaner nach Gleichstellung aller Bürger im Staate erfüllt werden, hat Makedonien eine Chance, als Staat zu überleben. Die unnachgiebige, trotzige Haltung in der makedonischen Hauptstadt Skopje dagegen wird das Land in die Sackgasse führen.

Angesichts dessen kann nur verwundern, dass sich manche europäischen Politiker – allen voran der deutsche Außenminister – von Frowick und Foley distanzieren. Sie müssen gefragt werden, wie ihre Alternative zu einer Selbstauflösung der UÇK und einer Reform des makedonischen Staates aussieht. Die blinde Unterstützung für eine unflexible, ja politikunfähige Führung in Skopje ist sicher keine Alternative. ERICH RATHFELDER