„Waffengleichheit“ bei den Schleppern

■ Subventioniert hatten niederländische Firmen den Markt überrollt: In Bremerhaven kostete das 100 Jobs / Jetzt machte die EU-Kommission Schluss mit der Wettbewerbsverzerrung

Vor vier Jahren war in Hamburg schon vom „Schlepperkrieg“ die Rede. In Bremerhaven ging alles viel ruhiger ab – dennoch nicht weniger traurig: Rund 100 Seeleute der drei deutschen Schlepperfirmen Transport & Service, Urag und Midgard wurden gefeuert, weil plötzlich die holländische Konkurrenz mit Dumpingpreisen auf den Markt drängte. Die Niederländer waren der deutschen Konkurrenz preismäßig um Längen überlegen: Die Regierung in Den Haag hatte ihren Schlepperfirmen bis zum Brüsseler Richtspruch Lohnsteuer und Sozialbeiträge erlassen, das entspricht Subventionen in Höhe von etwa 40 Prozent der Bruttolohnkosten. Jetzt können die Karten neu gemischt werden: Die EU-Kommission untersagte den Holländern die Beihilfen, weil sie den Wettbewerb verzerren.

Jörg Schröter hat immer noch Wut im Bauch: „Das war für uns eine Katastrophe. Damals haben wir gesagt: Wir versenken sie.“ Seit der Kommissions-Entscheidung ist der Betriebsrat von Transport & Service wieder halbwegs optimistisch: „Der Holländer muss wieder anders kalkulieren.“

Es war wie ein Sterben auf Raten, als die Holländer 1999 mit sieben Schleppern in Bremerhaven einschipperten. Nach und nach schnappten sie den Deutschen die besten Aufträge weg. „Die Holländer pickten sich die Rosinen raus. Sie schleppten die großen Auto-transporter, wir durften nur noch die schweren Fischereihafenjobs machen“, erzählt Schröter. Aus einst 300 Jobs bei den deutschen Firmen wurden 200, auch die Schlepperflotte wurde auf elf Schiffe reduziert. Durch die Subventionen sank der Preis für den Unterhalt der Kähne von 1 Million auf 600.000 Mark. Schröter: „Wir bekamen nur noch die Aufträge, die sie nicht selbst erledigen wollten.“ Die holländischen Reedereien, die in Hamburg ruckzuck dreißig Prozent Marktanteil erobert hatten, kamen in Bremerhaven sogar auf über 50 Prozent.

Zur Zeit handeln die Reedereien für ihre großen Pötte wieder neue Verträge mit den Schlepperfirmen aus. „Ich kann nur sagen, dass wir uns nicht aus dem Markt zurückziehen werden“, meint der deutsche Geschäftsführer der holländischen Kotug-Reederei. Schröter von Transport & Service ist froh: „Jetzt ist die Waffengleichheit wiederhergestellt.“ ksc