kleingeld
: Das kleine Geschäft

Spitzenklos

Als verdeckte Preiserhöhung geißelte der Bundesfinanzminister das kulante Aufrunden beim Umrechnen von Mark- in Eurobeträge. Die Schweizer Klo-Kette McClean nahm sich das zu Herzen und zog die Preise so saftig an, dass von verdeckt keine Rede mehr sein kann. Statt 10 Mark zahlt der Achselschweiß geplagte Bahngast etwa im Bahnhof Friedrichstraße nun 7 Euro für dreißig Minuten duschen und zwei Handtücher. Eine Steigerung von locker 40 Prozent.

Getoppt wird das in der Berliner Hygienebranche nur noch vom Marktführer, der Wall AG. 100 Prozent teurer, doppelt so viel, eins zu eins – statt für 50 Pfennig öffnet sich die City-Toilette vor dem Adlon jetzt erst bei 50 Cent. Das ist zwar immer noch günstiger, als sich für 80 Cent im futuristischen McClean-Center zu erleichtern, klingt aber dennoch unverschämt.

Doch Marcus Weichert, Sprecher des Toilettenmoguls, wiegelt ab: Man pinkele hier für den guten Zweck. Denn mit dem Geld will die Wall AG weitere Stehpissoirs sanieren. Und die wären dann wiederum umsonst. Bis dahin wird allerdings gut verdient. 1,7 Millionen Menschen besuchten 2001 die 160 Berliner Toiletten des Konzerns. „32.000 Mal wurde allein unsere Spitzentoilette vor dem Spandauer Rathaus frequentiert“, verkündet der Klo-Sprecher stolz. Mit nur 18.000 Besuchern – und weit noch hinter so ungastlichen Örtchen wie dem vor dem Aldi in Alt-Tegel (28.500 Besucher) – erweist sich die City-Toilette vor dem Nobelhotel Adlon jedoch als Sorgenkind.

Über die Gründe lässt sich streiten. Hat der Berliner etwa eine schwächere Blase als ein durchschnittlicher Tourist? „Vielleicht gehen die ja alle ins Adlon“, mutmaßt man Weichert. „So ein bisschen große Welt schnuppern. Mal ganz schick.“

Das Adlon veröffentlichte übrigens gerade die Geschäftszahlen des letzten Jahres. Ganz gegen den Trend, dem Konjunkturdrama zum Trotz, erzielte das Fünfsternehotel das zweitbeste Ergebnis seit der Wiedereröffnung 1997. Am Drang der Pinkler kann es nicht gelegen haben. Im Adlon hat man zwar die Preise zwar minimal aufgerundet. Die Toiletten aber sind dort nicht nur ganz vorzüglich, sondern umsonst. KUN