Slowakei verliert in Gruppe F: Paraguays Paradestück

Die Paraguayer waren den Slowaken 90 Minuten lang klar überlegen und haben mit dem 2:0 den Sprung ins WM-Achtelfinale fast geschafft.

Jubel pur. Enrique Vera (re) feiert mit Teamkollege Carlos Bonet seinen Schuss zum 1:0. Bild: dpa

BERLIN taz | Herrlicher Sonnenschein in Bloemfontain, angenehme Temperaturen: die Bedingungen waren hervorragend für das allererste Aufeinandertreffen überhaupt zwischen Paraguay und der Slowakei, dem 31. und dem 34. der FIFA-Weltrangliste.

Es galt das Gleichgewicht zu stören, das sich nach dem ersten Spieltag in der Gruppe F eingestellt hatte. Einen Punkt und 1:1 Tore hatten die vier Teams jeweils auf dem Konto, so dass sich die Tabelle nach Lust und Laune anordnen ließ. Neuseeland vor der Slowakei, Paraguay und Italien? Warum nicht. Im Prinzip begann das Turnier in der Gruppe F am heutigen Sonntag also nochmal von vorne, alles war auf null gestellt und wartete auf den ersten Sieger.

Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit, schließlich war die Ausgangssituation der beiden Kontrahenten mitnichten identisch: Paraguay hatte nach überzeugender Leistung dem amtierenden Weltmeister Italien ein Unentschieden abgetrotzt, die Slowakei hingegen in der Nachspielzeit den Ausgleich durch die Neuseeländer hinnehmen müssen - eine herbe Enttäuschung für die Ambitionen auf das Achtelfinale.

Slowakei - Paraguay 0:2 (0:1)

Slowakei: Mucha - Pekarik, Skrtel (FC Liverpool), Salata (83. Stoch), Durica - Strba, Kozak - Vladimir Weiss, Hamsik, Vittek - Sestak (70. Holosko)

Paraguay: Villar - Bonet, Alcaraz, da Silva, Morel - Vera (88. Edgar Barreto), Victor Cáceres, Riveros - Valdez (68. Torres), Santa Cruz - Barrios (82. Cardozo)

Schiedsrichter: Maillet (Seychellen)

Zuschauer: 26.643

Tore: 0:1 Vera (27.), 0:2 Riveros (86.)

Gelbe Karten: Durica, Sestak, Vladimir Weiss / Vera

Im letzten Gruppenspiel wartet für die Slowakei noch Italien als Gegner und so musste die Mannschaft am Sonntag eigentlich alles daran setzen, um zu gewinnen. Aber nicht die Europäer waren es, die diesen Siegeswillen erkennen ließen, sondern die Albirroja aus Paraguay. Sie nahm das Geschehen von der ersten Minute an in die Hand, dominierte Spiel und Gegner und drang auf den Führungstreffer.

Der argentinische Trainer Gerardo Martino hatte umgestellt, aus dem sehr defensiv interpretierten 4-4-2 gegen Italien wurde ein 4-3-3 mit Roque Santa Cruz hinter den beiden Spitzen Barrios und Valdez und das „Tridente“ sorgte von Beginn an für viel Unruhe in der slowakischen Abwehr. Das aus Riveros, Caceres und Vera bestehende Mittelfeld zeigte zudem sehr viel Präsenz und schaffte es trotz numerischer Unterlegenheit fortwährend, Ball, Raum und Gegner zu beherrschen.

Die Überlegenheit war groß und doch dauerte es bis zur 27. Minute als das hoch verdiente Führungstor für Paraguay fiel. Lucas Barrios spielte einen wunderschönen Pass auf den gestarteten Vera, der den Ball direkt nahm und mit dem rechten Außenrist links an Torwart Mucha vorbei ins Eck schlenzte. Ein traumhaft herausgespielter Treffer.

Die Slowaken, mit Pekarik, Salata und Kozak für Zabavnik, Chech und Jendrisek in die Partie gestartet, brachten ihrerseits kaum etwas Brauchbares zustande. Die technisch beschlagenen Hamsik und und Weiss zeigten ihr Können bestenfalls ansatzweise, Stürmer Robert Vittek - gegen Neuseeland noch Torschütze und Man of the Match - war hoffnungslos alleine gelassen und schaffte nur einen Kopfball nach Ecke durch Salata.

In der zweiten Halbzeit musste auf Seiten der Slowaken etwas passieren, sollten die Chancen auf ein Weiterkommen gewahrt werden. Und: Es geschah nichts. Trainer Weiss ließ seine Mannschaft unverändert und unverändert war auch das Bild auf dem Platz. Das Mittelfeld Paraguays bestimmte weiter die Partie, jetzt aber deutlich diskreter als in der ersten Halbzeit.

Chancen gab es keine, Paraguay verwaltete und die Slowakei schien längst jeden Glauben an eine Wendung verloren zu haben. Wenn es mal gefährlich wurde, dann vor dem Tor von Torwart Mucha: ein Kopfball von Vera nach Flanke des immer anspielbaren Santa Cruz (72.), kurz darauf ein Fernschuss des eingewechselten Torres (77.). In der 86. Minute dann die endgültige Entscheidung in dieser ungleichen Partie, als der glänzende Riveros den Ball aus 16 Metern ins Tor wuchtete.

So gewinnt Paraguay nach einer äußerst konzentrierten und überlegenen Mannschaftsleistung und sieht der letzten Vorrundenpartie gegen Neuseeland mit großem Optimismus entgegen. Die Slowakei wird sich hingegen nach diesem blutleeren Auftritt neu sammeln müssen, um Italien vielleicht besiegen zu können.

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